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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 224
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Marita Blattmann

wird, und enthält ein Gebet: das Offertorium der Laurentius-
vigil, das hier komplett zitiert wird19 - das ist die fünfte Belegstelle
für ein Auftreten der Wendung vom locus voci in der
mittelalterlichen Literatur.

Wie am Anfang und am Ende seines Schaffens tauchen
auch in den Hauptwerken Ruperts Laurentius und Abel in subtilen
Argumentationslinien, die hier nicht erörtert werden
können, als Vergleichspaar auf, so im Kapitel 4.6 des Liber de
divinis offtciis von 1111, das dem historisch ersten „Protomärty-
rer" Abel den zwar nicht historisch, aber von der Bedeutung
her „ersten" Märtyrer Roms zur Seite stellt, und in Kapitel 39.19
des Buches De sancta trinitate et operibus eius, in dem Rupert
sein Lieblingsthema auf die knappe Schlussbehauptung hinführt
Laurentium esse Abel alterum - „Laurentius ist der zweite
Abel!"20

Der erste Abel - wie es ihm zukommt als Randfigur - und im
Zentrum der „zweite Abel" Laurentius, der größte Märtyrer der
römischen Kirche, ihr Opfertod und ihr reines Gebet, das im
Himmel Gehör fand - sie also könnten nach diesen Beobachtungen
der Gegenstand des Schutterner Mosaiks sein. Das setzt
aber voraus, dass die Entwerfer die Schriften Ruperts von Deutz
kannten. Denn die Parallelsetzung von Abel und Laurentius
scheint eine originelle Idee Ruperts gewesen zu sein - jedenfalls
ist aus der christlichen Literatur vor ihm niemand bekannt
, der so etwas schon gemacht hätte. Viel Gefallen hat sie
aber auch nicht gefunden, denn von den zahlreichen mittelalterlichen
Verehrern und Interpreten von Ruperts Werk hat
keiner je die in immerhin vier seiner Schriften auftretenden
Abel-Laurentius-Parallelen aufgegriffen, weiter verarbeitet oder
auch nur zitiert. Noch 1738 taucht in Perckmayrs sorgfältiger
Zusammenstellung der Legenden und Motive, die dem heiligen
Laurentius in der Literatur zugeordnet wurden, die Kombination
Abel-Laurentius nur für Rupert von Deutz auf.21

Wenn die Entwerfer des Schutterner Mosaiks von Rupert
von Deutz inspiriert waren, ergibt sich daraus ein Anhaltspunkt
für die Datierung: Das Mosaik könnte dann frühestens
1111, nach dem Erscheinen von Ruperts erster großer Schrift
De divinis offlciis, konzipiert sein. Denn eine breite Rezeption
seines 16 Jahre älteren Jugendgedichtes ist kaum anzunehmen.

Frührezeption Ruperts von Deutz im Kloster Prüfening

Rezeption ist ein wichtiges Stichwort. Gibt es denn Anhaltspunkte
dafür, dass man in Schuttern im frühen 12. Jahrhundert
die Werke Ruperts vom fernen Niederrhein kannte? - Nun


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