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Das Schutterner Mosaik vor dem Hintergrund der Klosterreformen des frühen 12. Jahrhunderts
ist es wegen der vielen Brände, die nur zwei Handschriften und
einige Fragmente aus dem mittelalterlichen Skriptorium Schut-
terns überdauern ließen, nicht feststellbar, was man dort las
und kopierte. Geht man nach der Überlieferung von Rupert-
Handschriften aus dem 12. und 13. Jahrhundert, dann hat er
im Oberrheingebiet keine frühe Resonanz gefunden. Breit rezipiert
wurde er am Niederrhein sowie in bayerischen und österreichischen
Klöstern südlich der Donau und um Bamberg
herum. Ein besonders intensives und frühes Interesse brachte
man ihm im (heute auf Regensburger Stadtgebiet liegenden)
Benediktinerkloster Prüfening entgegen. Die beiden erhaltenen
Prüfeninger Bibliothekskataloge aus der Mitte des 12. Jahrhunderts
verzeichnen zahlreiche seiner Werke, und ein vom Prüfeninger
Bibliothekar Wolfger bald nach 1130 verfasster Überblick
, der die Arbeiten von 118 maßgeblichen christlichen
Autoren seit dem 4. Jahrhundert kurz vorstellt, positioniert den
Deutzer Abt als krönenden Schlusspunkt und bezeichnet ihn
dabei als Rupertus Magnus, als „Rupert den Großen".22
Zwischen Prüfening und Schuttern gibt es nun aber durchaus
Verbindungen: Sie sind beide Eigenklöster des Bistums
Bamberg. In einem 1123 verfassten Rundbrief, mit dem Bischof
Otto I. von Bamberg (1102-1139) seine Äbte zum eifrigen Vorantreiben
der Hirsauer Reformen in ihren Konventen ermahnt,
steht der Prüfeninger unmittelbar vor
den Leitern der beiden Bamberger Klös-
ter in der Ortenau: „Erbo von Prüfening,
Friedrich von Gengenbach, Eberhard
von Schuttern [,..]".23
Während vom Schutterner Eberhard
außer dem Namen nichts bekannt ist,
wissen wir über Erbo und Friedrich
mehr: Sie stammen beide aus dem Kloster
Sankt Georgen im Schwarzwald, das
sich unter Abt Theoger (f 1120) seit 1088
zum Zentrum und Multiplikator der Hirsauer
Reform im Schwarzwald und in
den angrenzenden Regionen entwickelt
hatte.
Abb. 5: Abt Rupert
von Deutz (links)
überreicht Bischof
Kuno von Regensburg
eine Exemplar seines
Werkes De divinis
officiis. Widmungsbild
in einer wohl in
Prüfening 1127
geschriebenen Handschrift
(heute
München, Bayerische
Staatsbibliothek, Cod.
14355, fol. lr). Interessantes
Detail: Das
Wort FRVCTIBVS
(obere Zeile) endet mit
dergleichen, in
Auszeichnungsschriften
seltenen
,VS'-Ligatur wie das
Wort LOCVS auf
der Schutterner
Mosaikumschrift.
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Die Hirsauer Reformideen
Die Hirsauer Reformideen faszinierten
damals Benediktinermönche, -nonnen
und Laien gleichermaßen. Sie zielten auf
ein strengeres und kargeres Leben im
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