Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 226
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Marita Blattmann

Kloster selbst, auf feierliche Gottesdienste und Kontemplation.
Weil sie tief überzeugte Mönche und Nonnen wünschten, wollten
die Reformer den üblichen Weg in ein Benediktininerkloster
, die unwiderrufliche Übergabe durch die Eltern schon im
Kindesalter, abschaffen - das setzte sich aber nicht durch. Ein
voller Erfolg war demhingegen die erstmalige Aufnahme von
Konversen, also von Laien höheren Alters oder aus den ärmeren
Schichten. Solche Neuzugänge hatten Benediktinerklöster
bis dahin in der Regel abgelehnt, weil sie für ein Klosterleben
nicht mehr taugten: Ein umfangreiches Repertoire an lateinischen
Gebeten, Gesängen, liturgischen Haltungen, die Nachtgottesdienste
, das Fasten, einsame Meditationsübungen, die in
der Benediktregel vorgeschriebene Lektüre mindestens eines
Buches pro Jahr - das alles, was Mönche von Kindesbeinen an
in vielen Jahren einübten, konnten erwachsene Analphabeten,
die bis dahin ein weltliches Leben geführt hatten, weder erlernen
noch gut ertragen.

Dabei war ein gottgefälliges, frommes Leben ein tiefes Bedürfnis
auch vieler einfacher Menschen in der Spätphase des
Investiturstreites. Als Erster Abt Wilhelm von Hirsau (1069-
1091), von ihm angeregt dann auch viele andere am Kloster
Hirsau orientierte Äbte und Äbtissinen ermöglichten nun auch
einen Eintritt von „Konversen", also Laienbrüdern oder Laienschwestern
, ins Benediktinerkloster. Latein, Lesen und alle
Feinheiten der Liturgie mussten die Konversen nicht lernen.
Sie übernahmen hauptsächlich handwerkliche Tätigkeiten
oder halfen in Haushalt und Garten. Sie wohnten von den Vollmönchen
getrennt, saßen in der Kirche an einem gesonderten
Ort in einem eigenen Konversenchor und mussten nur zwei der
für Vollmönche vorgeschriebenen acht Gebetszeiten einhalten
- aber sie gehörten prinzipiell dazu. An den Verdiensten im
Jenseits, die das fromme Leben der Klostergemeinschaft einbrachte
, hatten sie den gleichen Anteil wie die Vollmönche
oder Chorschwestern; den einen oder die andere mag auch die
Teilhabe an der materiellen Versorgung im Kloster beruhigt
haben.

Die Integration der neuartigen Mitglieder, die Änderung der
Liturgie, aber auch die Rückführung mancher einem bequemen
Leben verfallenen Konventsangehörigen zu Regeltreue und Askese
war eine Herausforderung, der sich viele der Hirsauer Reformbewegung
verbundene Äbte erfolgreich stellten. Ihnen half
die Einbindung in ein Netzwerk sowie der stetige intellektuelle,
organisatorische und vor allem auch personale Austausch. Man
berief als Abt einen Mönch aus Hirsau selbst oder aus einem
Kloster, in dem der „Hirsauer Geist" schon tiefe Wurzeln geschla-


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