http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0230
Das Schutterner Mosaik vor dem Hintergrund der Klosterreformen des frühen 12. Jahrhunderts O OQ
Abt Eberhard von Schuttern
Anders als im Fall Gengenbach wissen wir nichts über die Anfänge
der Hirsauer Reform in Schuttern. Der im oben erwähnten
Rundbrief Bischof Ottos genannte Abt Eberhard kann der
erste Reformer gewesen sein oder auch der letzte vom alten
Schlag. Schon im frühen 16. Jahrhundert stellt der Klosterchronist
Paul Volz fest, dass über die 102 Jahre zwischen dem
bezeugten Tod Abt Rustens von Schuttern 1034 und dem Auftreten
eines Abtes Conrad von Schuttern in einer Papsturkunde
1136 alle Nachrichten fehlen. Die Liste der Schutterner
Äbte in der Germania Benedictina von 1975 „Eberhard 1102-
1127" gefolgt von „Conrad 1135-1162, f 27.7.1162"26 ist trügerisch
. Abt Eberhards Anfangs]'ahr ist leider unbekannt; immerhin
lässt sich rekonstruieren, wie es zu der unhaltbaren
Angabe „1102" kam, während Anhaltspunkte für die Herkunft
seines angeblichen Endjahres 1127 noch fehlen. Abt Conrad
trat wohl schon 1134 sein Amt an.27 In der Lücke zwischen
beiden taucht in Schutterner Aufzeichnungen seit dem
18. Jahrhundert ein Abt Ulrich auf, der uns noch beschäftigen
wird.
Interessant wären belastbare Daten deshalb, weil der Beginn
des hirsauorientierten Lebens in Schuttern auch einen
Anhaltspunkt für den Neubau der romanischen Kirche liefern
würde. Ein Leben nach den Hirsauer Gewohnheiten erforderte
neue Räumlichkeiten wie den Konversenchor oder eine außenliegende
Prozessionsstation; wohl auch deshalb hat Bischof
Otto im Zuge der Einführung der Hirsauer Gewohnheiten
zwei Dutzend Klöster neu errichten oder umbauen lassen,
während von seinem Amtsvorgänger Bischof Rupert (1075-
1102) weder eine Reformförderung noch Klosterbaumaßnahmen
bekannt sind. Abt Conrad von Schuttern (1134-1162) war
als ehemaliger Mönch des Klosters Michelsberg ein in der
Wolle gefärbter „Hirsauer". Wäre sein nächstbekannter Vorgänger
Abt Eberhard wirklich schon 1102 zeitgleich mit Bischof
Otto angetreten, könnte man seine Hirsauer Prägung
nahezu ausschließen. Denn Otto selbst propagierte die Reform
erst seit 1112. Damals zog nach dem erzwungenen Rücktritt
seines Vorgängers der Bamberger Domkanoniker Wolfram als
neuer Abt ins Kloster Michelsberg ein, begleitet von Mönchen
aus Hirsau, wo Wolfram bewusst eine „Lehrzeit" absolviert
hatte. 1113 kamen Hirsauer Mönche ins Bamberger Eigenkloster
Aura, 1114 mit dem als Abt vorgesehenen Erminold nach
Prüfening, 1117 die hirsauisch geprägten St. Georgener nach
Gengenbach - die Reihe ließe sich fortsetzen.
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