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Marita Blattmann
Wäre Eberhard in Schuttern erst in dieser Phase Abt geworden
, hätte auch er einen hirsauischen Hintergrund gehabt.
Denn ein reformorientierter Durchstart begann mit einem
neuen Abt. Dabei setzten die Reformer die Äbte alter Schule
gewöhnlich nicht ab, sondern warteten, bis der Tod sie abberief
, zumal man den Konvent schon zu ihren Lebzeiten auf die
neuen Zeiten vorbereiten konnte, wie es die Sankt Georgener
Delegation in Gengenbach ja ein paar Jahre vor Eintreffen Abt
Friedrichs bereits tat. So ein Abt konnte aus einem etablierten
Reformkloster kommen, aber auch, wie das Beispiel Abt Wolframs
von Michelsberg (1112-1123) zeigt, vor seiner Einsetzung
in einem Reformkloster „nachgeschult" worden sein. Nachrichten
über die Herkunft eines Abtes bieten oft die Totenbücher
der Herkunftsklöster, die auch den Tod von Männern
vermelden, die auswärts Karriere gemacht haben. Aber kein
erhaltenes Totenbuch verzeichnet ein Konventsmitglied Eberhard
, das in der neuralgischen Zeit vor 1134 in Schuttern Abt
wurde; Berichte über dorthin entsandte Mönche gibt es ebenfalls
nicht.
Während Bischof Otto in den 1110er Jahren die ersten Reformäbte
für seine Klöster noch aus Hirsau selbst oder St. Georgen
kommen ließ, rekrutierte er die späteren aus seinen eigenen
Klöstern. Erfolgversprechende junge Männer wurden
gezielt in die Musterklöster Michelsberg und Prüfening überwiesen
und herangebildet - nicht nur liturgisch und intellektuell
, sondern auch in Verwaltungs- und Bauangelegenheiten.
Denn unter Bischof Otto verwandelte sich fast jedes Kloster
zeitweise in eine Großbaustelle. Da war zunächst Organisationstalent
gefragt, und wenn der Neubau dann stand, stellte
die Konzeption der künstlerischen Ausstattung auch eine theologische
Herausforderung dar.
Die Fresken im Chor der Klosterkirche von Prüfening
Wer in der zweiten Hälfte der 1120er Jahren nach Prüfening
kam, konnte das Resultat einer solchen Konzeption bewundern
. Er fand dort eine soeben auch im Inneren fertiggestellte
Klosterkirche von wunderbarer Schönheit vor, bunt ausgemalt
mit Fresken, die sich im Sanktuarium, im den Mönchen vorbehaltenen
Chorbereich, zu einem Abbild der Kirche als Gemeinschaft
der Heiligen verdichteten.
Im Chorraum beteten die Mönche selbst, das pilgernde Volk
Gottes auf Erden. Auf den Wandgemälden waren unten an den
Chordurchgängen zu sehen ihr geistlicher und ihr irdischer
Führer, an der Südwand der noch lebende Bischof Otto von
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