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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 233
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Das Schutterner Mosaik vor dem Hintergrund der Klosterreformen des frühen 12. Jahrhunderts

Tugend regiert die immerwährende Jungfrau, dem Bräutigam
auf dem Brautbett verbunden, mit dem Bräutigam in Ewigkeit
".29 Dass die Figur an eine Mariendarstellung gemahnt, ist
durchaus beabsichtigt, denn sie steht im Figurenzyklus von
Prüfening, der keine andere Muttergottesdarstellung enthält,
auch für Maria. Maria, die ewige Jungfrau und Mutter Christi,
ist auch die Mutter der Kirche, vorangekündigt schon im Bild
der Braut aus dem alttestamentarischen Hohelied.

Nicht nur äußerlich erinnert die kreisförmige Darstellung
mit Umschrift in Kapitalbuchstaben an das Schutterner Mosaik
. Die „konsequente Identifizierung der Braut [im Hohelied]
mit Maria als Bild der Kirche"30 in der theologischen Exegese
des Mittelalters hat einen bekannten Urheber: Rupert von
Deutz! Er formulierte diesen Gedanken um 1120 in seinem
Hoheliedkommentar, zu dem ihn der damalige Siegburger Abt
und nun, als man die Idee in Prüfening ins Bild setzte, Regensburger
Bischof Kuno angeregt hatte.31 Die Weiheinschrift für
die Prüfeninger Kirche aus dem Jahr 1119 ist erhalten,32 Wandmalereien
und Deckenfresko von Prüfening werden in die
Jahre zwischen 1125 und 1130 datiert33 und spiegeln somit
auch die theologischen Überlegungen im Prüfening der 1120er
Jahre, die vielleicht nach Schuttern ausstrahlten.

Der ambrosianische Ritus und Paul von Bernried

Doch nicht nur, dass das Deckenfresko in Prüfening ebenso
von Rupert von Deutz inspiriert zu sein scheint wie das Fußbodenmosaik
in Schuttern. Auch ein ganz anderer Ansatz führt
überraschend wieder nach Prüfening. Meinem Studenten Valentin
De Nardo verdanke ich den Hinweis auf ein weiteres
Zitat mit der Wendung locus voci. Es steht schon im Mittelalter
im Missale Ambrosianum, das die Messordnung für den - bis
heute vom Vatikan lokal zugelassenen - Sonderritus der Mailänder
Kirche vorgibt. Ihre vom römischen Ritus abweichenden
„ambrosianischen" Gesänge und Liturgiefeiern führten
die Mailänder auf ihren bekanntesten Bischof zurück, den
Kirchenvater Ambrosius von Mailand (t397). Auch die ambrosianische
Kirche feierte Laurentius mit einer Vigil am 9. und
dem Fest am 10. August. Der Gottesdienst am 10. August verwendet
beim Offertorium denselben Text wie der römische
Ritus am 9. August - mit einer entscheidenden Abweichung.
Während im römischen Ritus das Offertorium beginnt mit den
Worten Oratio mea munda est [...]- „mein Gebet ist rein [...]",
ersetzt der ambrosianische Ritus die vier Eingangsworte durch
Exaudita est oratio mea, Domine - „mein Gebet wurde erhört,


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