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Marita Blattmann
o Herr" - um dann wie der römische fortzufahren [...] et ideo
peto, ut detur locus voci meae in caelo.M
Auf der rechten inneren Mosaikumschrift von Schuttern ist
nur noch zu lesen ...RA SIT EX... Eine Bibel- oder Messtextstelle
, in die diese Buchstabenfolge passen würde, hat sich
trotz intensiver Suche nicht finden lassen. Würde hier der
Mailänder Offertoriumstext die Vorlage bilden, müsste man
seinen Beginn in Anlehnung an das Versmaß und die Plural-
Formulierung auf der linken Mosaikumschrift umstellen in
ORATIO NOSTRA SIT EXAUDITA. Dazu würde das Schutterner
Umschrift-Fragment perfekt passen:
Offertorium der Messe am Fest des hl. Laurentius (10. August)
im Misssale Ambrosianum: im Misssale Romanum:
Exaudita est oratio mea, Domine,*
et ideo peto,
ut detur locus voci meae in caelo
quia ibi est iudex meus
et conscius meus in excelso:
ascendat ad Dominum deprecatio mea
* Oratio mea munda est,
et ideo peto,
(weiterer Text wie in Mailand)
Abb. 9: Die erhaltene
Partie der inneren
rechten Umschrift
des Mosaiks von
Schuttern und die
korrespondierende
Stelle im ambro si-
anischen Laurentiusoff
ertorium.
Allerdings - wie soll eine Stelle aus dem ambrosianischen Ritus
der Mailänder Kirche nach Schuttern, ja überhaupt nur ins
nordalpine Reich kommen? Die Mailänder hatten keinerlei
Ehrgeiz, ihren jahrhundertelang mit großem Lokalstolz gegen
das mächtige Rom behaupteten Sonderritus zu exportieren,
und ein Interesse in umgekehrter Richtung liegt auch nicht auf
der Hand. Die ohne große Hoffnung begonnene Suche nach
Personen im mittelalterlichen Deutschland, die sich jemals mit
dem ambrosianischen Ritus beschäftigt haben, ergab nur einen
Interessenten - und der hielt sich frappierenderweise in den
späten 1120er Jahren in Regensburg auf! Es ist der Kirchenre-
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