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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 235
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0236
Das Schutterner Mosaik vor dem Hintergrund der Klosterreformen des frühen 12. Jahrhunderts

formanhänger Paul von Bernried (f 1145), der sich um 1120
wegen Kontroversen mit „zu kaiserfreundlichen" Kräften aus
Regensburg in das Chorherrenstift Bernried am Starnberger See
zurückgezogen hatte und - von dort mit seinem Schüler
Gebhard in einer Urkundenangelegenheit nach Rom gesandt
- auf dem Rückweg in Mailand 1123 eine entscheidende Prägung
erfuhr: Die Gottesdienste nach ambrosianischem Ritus
begeisterten ihn so sehr, dass er den Plan fasste, den ambrosia-
nischen Ritus auch in deutschen Reformklöstern einzuführen.
Er meinte das sehr ernst. Zehn erhaltene Briefe Pauls nach
Mailand - meist nach Sant'Ambrogio, also an die Grabkirche
des heiligen Ambrosius - und eine Antwort von dort aus den
Jahren 1126 bis 114635 belegen, dass Paul sich in Mailand ganze
Stapel ambrosianischer Liturgiebücher kopieren ließ. Ein
Missale Ambrosianum war nach dieser Korrespondenz schon
1127 in Regensburg eingetroffen, und wir können davon ausgehen
, dass Paul es dem Prüfeninger Bibliothekar Wolfger gezeigt
hat.

Die Regensburger Kirchenreformer und ihre Themen

Denn diesen hatte Paul mit seiner Ambrosius-Begeisterung offenbar
angesteckt: Paul hatte 1123 seinen neuen Mailänder
Freunden versprochen, in den an seinem Rückreiseweg gelegenen
Bibliotheken Ausschau nach Ambrosius-Handschriften zu
halten, und dann noch im gleichen Jahr aus Verona die Kopie
eines Kommentars des Ambrosius „zum 14. Psalm mit Bemerkungen
zum Tod des Kaisers Gratian" nach Mailand geschickt.
Pauls rasche Zuordnung war aber falsch: über den Tod des Gratian
schreibt Ambrosius in seinem Kommentar zum 61. Psalm.
Genau die gleiche Fehlbezeichnung des Ambrosius-Kommentars
zu Psalm 61 als Kommentar zu Psalm 14 unterläuft aber
auch Wolfger von Prüfening in seinem Autorenkatalog, der mit
Rupertus Magnus endet.36 Dabei vermeldet Wolfger bereits in
der Einleitung seines Werkes mit kaum verhohlenem Stolz,
dass er eine Neuheit präsentieren kann: die erstmalige Zusammenstellung
der Schriften des heiligen Ambrosius. In Prüfening
war das schon etwas Besonderes, schließlich standen dort
ja sogar an den Chorwänden Verse aus dem „ambrosianischen
Hymnus", wie man das Te Deum auch nannte, weil Ambrosius
von Mailand als sein Dichter galt.

Der gemeinsame (und nur bei Paul und Wolfger vorkommende
) Fehler beweist, dass Wolfger seine Werkliste dem zeitgleich
mit ihm in Regensburg lebenden „Ambrosiusforscher"
Paul von Bernried verdankt; zwischen 1124 und 1130 muss er


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