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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 239
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Das Schutterner Mosaik vor dem Hintergrund der Klosterreformen des frühen 12. Jahrhunderts J^Q

stellte Abtsliste weiß mehr: Sie führt - leider ohne Quellenangabe
- zwischen Eberhard und Conrad einen Udalricus als Abt,
mit Todestag 14. Januar, aber ohne Todesjahr.42 Als 34ster Abt
von Schuttern taucht dieser Udalricus (heutige Namensform:
Ulrich) auch in der Historia fundationis monasterii B. V. Mariae de
Schuttera auf, die der St. Galler Mönch Gallus Mezler 1798 auf
der Basis von aus Schuttern übersandten Materialien ver-
fasste,43 und zwar mit einer bemerkenswerten Zusatzinformation
: Udalricus obiit 19. Kaiend. fanu[arii] [...] Abbas cum conventu
in fugam coactus est. - „Ulrich starb am 19. Januar. [...] Der Abt
wurde mit dem Konvent zur Flucht gezwungen."

Dieser Ulrich, den auch weitere Schutterner Totenverzeichnisse
des 18. Jahrhunderts als Abt erwähnen, rindet sich an
bemerkenswerter anderer Stelle wieder, nämlich im mittelalterlichen
Gengenbacher Totenbuch - dort allerdings als einfachen
Mönch: Udalricus monachus h[uius] l[oci] (Ulrich, Mönch
dieses Klosters).44 Freilich könnte der identische Todestag eines
Schutterner Abtes Ulrich und eines gleichnamigen Gengenbachers
ein Zufall sein - aber der Name kommt im Totenbuchbestand
beider Klöster nur selten vor.45 Der auf einen hochmittelalterlichen
Eintrag deutende Zusatz huius loci identifiziert den
Bezeichneten als „Eigengewächs" des Klosters, der dort, wo er
starb, auch seine Profess abgelegt hatte.46

Wenn diese Daten zutreffen, hat man 1127 einen Mönch
Ulrich aus Gengenbach als Abt nach Schuttern berufen. In seiner
Amtszeit wurde er mit seinem Konvent - nicht aber vom
Konvent - zeitweise vertrieben. Vor seinem Tod hat er das Amt
wieder niedergelegt (ob freiwillig oder gezwungen lässt sich
nicht ermitteln) und ist in sein Ausgangskloster Gengenbach
zurückgekehrt. Sein Nachfolger war der 1136 in einer Papsturkunde
sicher bezeugte Abt Conrad aus dem Kloster Michelsberg.

Ins übliche Muster passt, dass der schemenhaft aufscheinende
Abt Ulrich von Schuttern aus einem Bamberger Eigenkloster
kam. Da er dorthin zurückkehrte, dürfte er kein Reformgegner
gewesen sein. Die Wahl eines solchen Mannes aus
der „alten Garde" als trotziger Widerstand der „alten Kräfte" in
der Schwächeperiode der „Bamberger" am Oberrhein wäre
zwar denkbar, auch der sich hier dann abzeichnende Zusam-
menschluss der Hirsau-Skeptiker in Schuttern und Gengenbach
. Aber ein Abt mit solchem Hintergrund wäre nach seinem
Scheitern nicht nach Gengenbach zurückgekehrt, sondern in
ein nicht-bambergisches konservatives Kloster ausgewichen -
es sei denn, man hätte ihn in Gengenbach interniert. In diesem
Fall wäre es aber unerklärlich, dass er in Schuttern überhaupt
als Abt gezählt und als solcher memoriert wurde.


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