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Marita Blattmann
So ergibt sich die wahrscheinlichere Erklärung, dass Ulrich
1127 als Sachwalter der Reform und der „Bamberger" zum
Schutterner Abt gewählt wurde - wohl in einer kurzen Phase
neuer Erfolgshoffnungen für den Exilbischof Bruno, denn der
ihn blockierende Gegenbischof Eberhard war ebenfalls 1127 zu
einem unbekannten Zeitpunkt nach dem 5. Februar gestorben
.47 Im Sommer 1127 starteten dann der Schwabenherzog
Friedrich IL und sein Bruder Konrad - der sich im Zuge der
Auseinandersetzungen im Dezember 1127 sogar zum Gegenkönig
erheben ließ - in Franken eine Welle militärischer Angriffe
gegen König Lothar III. und seine Unterstützer, schädigten
dabei gezielt Bamberger Besitz und bedrängten Bischof Otto
von Bamberg so schwer, dass er es monatelang nicht einmal
wagte, den von den Fürsten beschlossenen Bann gegen Konrad
öffentlich in seiner Diözese verkünden zu lassen.48 Auch die
bambergischen Ortenauklöster könnten damals durch Anhänger
der Staufer unter Druck geraten sein, zumal Herzog Konrad
von Zähringen, Inhaber der Bambergischen Kirchenlehen am
Oberrhein, Vogt Gengenbachs und wohl auch Schutterns,49 als
Helfer ausfiel: Im September 1127 hatte ihn König Lothar, auf
dessen Seite er stand, zum Rektor von Hochburgund ernannt,50
dort musste er erst einmal seine Kräfte bündeln. In der zweiten
Hälfte des Jahres 1127 könnte also eine Situation eingetreten
sein, die einen Teil des Schutterner Konvents samt Abt zeitweilig
zur Flucht zwang.
Die Arbogastkirche in Prüfening
Eine dieser Exilgruppen auf Zeit könnte nach Prüfening gelangt
sein. Denn dort wird auf dem Klostergelände am 24. November
1129 eine Kirche mit durchaus überraschendem Patro-
zinium geweiht: Sankt Arbogast.51
Der heilige Arbogast, Hauptmissionar des Elsass, der in der
zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts Bischof von Straßburg war
und seit dem 17. Jahrhundert als Patron der Diözese verehrt
wird, hat außerhalb des Bistums Straßburg kaum Beachtung
gefunden. Bis zum Hochmittelalter sind selbst innerhalb des
Bistums Straßburg nur wenige Altäre bekannt, deren Hauptheiliger
er war oder die auch nur Reliquien von ihm enthielten;
die ihm geweihten Kirchen sind an einer Hand abzuzählen.52
Hauptorte seiner Verehrung waren neben Straßburg selbst die
von ihm in der Nähe von Hagenau im heiligen Forst begründete
Abtei Surburg (Surbourg), die seine Gebeine hütete - und
das Kloster Schuttern. Denn Gegenstand von dessen ältester -
allerdings nicht echter, sondern im frühen 12. Jahrhundert
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