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Das Schutterner Mosaik vor dem Hintergrund der Klosterreformen des frühen 12. Jahrhunderts
staunlich gut" . Es mag also sein, dass es in offen sichtbarer
Lage die Betrachter nicht lange erfreuen konnte.
Wann genau man es überdeckte, ist ungewiss. Der Bau der
romanischen Kirche von Schuttern, unter der das Mosaik
schließlich verschwand, war von Rückschlägen geprägt. Laut
Chronik von Schuttern wurden 1155 Chor und Querhaus der
romanischen Kirche geweiht „bis hin zu der Wand, die das
Kirchenschiff vom Chor trennt"69; die bei dieser Gelegenheit
eingemauerte, vom Schutterner Mönch Marquard Bender überlieferte
Weihenotiz zu 1155 spricht von einer zweiten Weihe
nach einem zweiten Brand und einer richtiggehenden Abmau-
erung des Chors gegenüber dem westlichen Baukörper.70 Möglicherweise
hatte man den Westteil der Kirche mit dem Mosaik
während des Chorneubaus noch in der alten karolingisch-otto-
nischen Gestalt als Gottesdienstraum stehen lassen - ähnlich,
wie es für die elsässische Abteikirche St. Peter und Paul in
Neuweiler (Neuwiller-les-Saverne) diskutiert wird71 - und wollte
ihn nun erst entwidmen und für den Neubau niederlegen.
Während dieser Bauphase verwüstete dann 1169 ein Überfall
Graf Bertholds von Nimburg die Bauten erneut,72 sodass es
nicht verwunderlich ist, dass die in den Fundamenten der Barockkirche
gefundenen Spolien der romanischen Kirche teils
„noch aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts", mehrheitlich
aber aus ,,Bauvorgänge[n] im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts
" stammen.73
Noch nicht in der Rekonstruktion verbaute Mosaiktrümmer
Leider hat nicht einmal die darübergebaute romanische Kirche
das Mosaik unversehrt bewahren können. Der romanische
Boden ist später aufgebrochen und das Mosaik größtenteils
zerstört worden - unter Umständen, die hier nicht näher erörtert
werden können.74 Die in der Störungsgrube gefundenen
Mosaiktrümmer wurden in die rekonstruierte Fassung im zugänglichen
Ausgrabungskeller in Schuttern verlegt. Aus ungeklärten
Gründen wurden dabei zwei Kisten mit Trümmern
nicht berücksichtigt; sie lagerten am Freiburger Dienstsitz des
Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Im März
2017 habe ich sie mit Studierenden aus meinem Hauptseminar
verzeichnet und fotografisch dokumentiert.
Es handelt sich um unregelmäßige Brocken teils von einer
Größe, die ein DIN-A4-Blatt überschreitet, bis hin zu Doppel-
und Einzelsteinchen, meist wohl Elemente aus figürlichen
Darstellungen.75 Aber auch fünf Brocken mit Buchstabenfragmenten
befinden sich darunter und jenes Trümmer stück mit
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