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Jfifl Eugen Hillenbrand
ginen von der Strafaktion ausnahm, die sich der geistlichen
Führung der Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner
anvertraut hatten.10 Um jeden Zweifel an der neuen Rechtsform
auszuschließen, mussten die Brüder allen Frauen, die
dazu bereit waren, die Regel ihres Dritten Ordens Wort für
Wort auslegen.
Seit diesem Datum 1319 ersetzte der Richter am bischöflichen
Hof in Stiftungsurkunden zugunsten der Beginen deren
Namen konsequent durch die Bezeichnung „arme Frauen/'
„arme Schwestern" oder „Frauen des Dritten Ordens des heiligen
Franziskus/Dominikus", selbst wenn er Textteile aus früheren
Beginen-Urkunden wörtlich übernahm. Mit anderen
Worten: Auch er musste in seinem Formular die Gemeinschaft
der Beginen kirchenrechtlich neu einordnen, als Teil der Bettelorden
.
Doch gerade in diesen Jahren war in der franziskanischen
Gemeinschaft wieder einmal der Streit um die richtige Interpretation
des Armutsideals ausgebrochen.11 In seiner Ordensregel
beschwor Franziskus nicht nur die Brüder, sondern auch die
Schwestern: „Nichts sollen sie sich aneignen, weder ein Haus
noch ein Grundstück noch sonst eine Sache. Als Pilger und
Fremdlinge in dieser Welt sollen sie in Armut und Demut dem
Herrn dienen und vertrauensvoll um Almosen ausziehen, und
sie sollen sich nicht schämen, weil sich der Herr für uns in dieser
Welt arm gemacht hat."12
Offensichtlich zwangen bald die Notwendigkeiten des Alltags
, das Ideal der besitzlosen Armut zu modifizieren. Schon
1245 erklärte der Papst allen Besitz der Franziskaner zum Eigentum
der römischen Kirche und setzte wenig später Prokuratoren
ein, die die Rechtgeschäfte der Brüder abwickeln sollten.
Der Vorwurf, die proklamierte Armut sei eine juristische Fiktion
, war nicht von der Hand zu weisen und führte gerade in
der Gemeinschaft selbst immer wieder zu Spannungen. Die
einen wollten die franziskanische Armut ohne alle Kompromisse
leben, die andern beanspruchten für sich eine Form der
Besitzlosigkeit, die sich den Umständen und Veränderungen
im Orden anpasste. Diese Spaltung in strenge Observanten und
Konventualen blieb ein zentrales Thema des Minoritenordens,
bis Papst Leo X. 1517 die beiden Zweige des Ordens endgültig
trennte. In unserem Zusammenhang ist bedeutungsvoll, dass
sich der Offenburger Konvent immer den Konventualen verbunden
fühlte.
1261 bemühte sich der hochangesehene Ordensgeneral Bonaventura
noch um eine Versöhnung, indem er seinen Mitbrüdern
eine neue Legenda Sancti Francisci vorlegte, die den Or-
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