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Die Pfarrkirche Ebersweier und ihre Ausstattung in Vergangenheit und Gegenwart 285
„Wie durch den hellen Wandanstrich
auffällig klar geworden ist, welch hohen
Kunstwert die 3 dort befindlichen Altäre
haben, so steht fest, dass diesem Stil
entsprechend für die Fenster überhaupt
keine Farbe passend gewesen wäre. Kirchenfenster
im Barockstil sollen nur in
blanken Gläsern (...) ausgeführt werden.
Man ist dem dortigen Wunsch durch
Einsetzen der farbigen Medaillons und
der Glassteine im Fond in allerweitge-
hendster Art entgegengekommen. Die
Bewohner in Ebersweier möchten den
Ausführenden etwas mehr Zutrauen
schenken und zuwarten, bis die beabsichtigte
Gesamtstimmung stilistisch
korrekt durchgeführt sein wird./m
1
Dieser Entscheidung mussten sich Stiftungsrat
und Gemeinde fügen. Die Kosten
für die Fenster beliefen sich auf 1545
Mark.94
Um dem Wunsch der Bewohner nach mehr Farbe in der Kirche
entgegenzukommen, schlug das Erzbischöfliche Bauamt
vor, die Decke des Kirchenschiffs mit einem Gemälde zu versehen
.95 Die Ausführung des Deckengemäldes übernahm der
noch junge Kirchenmaler Albert Henselmann96 für 1000
Mark.97 Die Kirche Ebersweier ist seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert
dem „Heiligen Kreuz" gewidmet. Die Kirchengemeinde
Ebersweier feiert seither jährlich im September das Titularfest
„Kreuzerhöhung".98 Als Motiv für das Deckengemälde wurde
deshalb das erhöhte Kreuz gewählt. Zu der etwas eigentümlichen
Motivdarstellung und Komposition dieses Frühwerks von
Albert Henselmann standen Ebersweierer Bürger Modell.
Albert E. Henselmann (1890-1974), Sohn des Kirchenmalers
Fidilius (Fidelis) Henselmann, begann seine Ausbildung in der
Werkstatt seines Vaters. Beim Bau der 1908 geweihten Dreifaltigkeitskirche
Offenburg arbeitete Albert Henselmann als Lehrbub
mit.99 Danach folgte das Studium an der städtischen
Kunstschule Straßburg sowie an den Kunstakademien in Karlsruhe
und München. In seinem mehr als sieben Jahrzehnte
umfassenden künstlerischen Schaffen schuf Albert E. Henselmann
circa 2400 Arbeiten, die sich in die Gattungen Malerei,
Zeichnung und Bildhauerei einteilen lassen. In der Zeit des
Nationalsozialismus emigrierte er mit seiner Familie in die
V
Abb. 7: Schreiben von
Eugen Börner vom
7. April 1911
© EAF, PfAE, 016/277
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