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Abb. 11: Abbruch des
Kirchturms 1964
erbauen, sondern gleichzeitig auch die
Kirche um etwa 8 Meter in östlicher
Richtung zu erweitern. Maßgeblich be-
einflusst wurde diese Entscheidung von
der Erwartung einer anwachsenden Gemeinde
„als künftiger Wohnbezirk der
Industriestadt Offenburg".111 Die Gesamtkosten
waren auf rund 320000 DM
veranschlagt. Angesichts der „bescheidenen
künstlerischen Qualität des
Objektes" und der Knappheit der Denkmalpflegemittel
gewährte das Landesdenkmalamt
einen Zuschuss von nur
10000 DM.112
Dem Abriss des Turmes im Jahr 1964
fiel das gotische Gewölbe in der Turmbasis
zum Opfer, dessen Erbauung in unbekannter
Vorzeit liegt. Einhergehend mit
dem Umbau erfolgte auch die Umgestaltung
des Kirchenraums. Dabei erlag die
Ebersweierer Pfarrkirche nur partiell der
allgemeinen „Ausräumungswelle", die in dieser Zeit die Kirchen
erfasste. Dieses Phänomen beschrieb Bernd Mathias
Kremer als „Unduldsamkeit gegenüber dem kulturellen Erbe,
das die vorausgegangenen Generationen hinterlassen haben
[...]".113
Glücklicherweise blieben die Barockaltäre wie auch die Kanzel
und die Kreuzigungsgruppe aus dem ehemaligen Kapuzinerkloster
Oberkirch erhalten.
Dennoch verschwanden mit diesem Kirchenumbau etliche
Kunstwerke. Das Deckenbild von Albert Henselmann wurde
mitsamt dem Putz abgeschlagen. Die Ausmalung von Fidelis
Henselmann verschwand. Die farbigen Fassungen der Kreuzwegtafeln
erhielten eine „Steinbeton-Behandlung", die geschnitzten
Eichenholzrahmen um die Stationstafeln wurden
entfernt. Die Kommunionbank, der wertvolle holzgeschnitzte
Beichtstuhl wie auch Motivtafeln und Heiligenstatuen wurden
beseitigt. Nur die Statuen des hl. Wendelin,114 des hl. Antonius
und des hl. Konrad erhielten später wieder einen Platz in der
Kirche. Die von Eugen Börner geschaffenen und von Schell &
Vittali umgestalteten Bleiglasfenster ließ man ausbauen und
häufte sie als „Abfall" auf dem Kirchenvorplatz auf. Die Katholische
Jugend Ebersweier konnte Glas und Blei trennen, letzteres
verkaufen und ihre Gemeinschaftskasse auffüllen. Gleiches
geschah mit den beiden Chorfenstern.
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