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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 307
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„Von drey Straßburger Pfaffen und den geüsserten Kirchen güttern" 307

Stadt geschützt. Zeitgleich mit Capito war Martin Bucer nach
Straßburg gekommen. Auch er war Anhänger Luthers, hatte
sich von seinem dominikanischen Gelübde entbinden lassen
und 1522 geheiratet.

Capito erwarb am 9. Juli 1523 das Bürgerrecht und bekannte
sich öffentlich zu seiner reformatorischen Gesinnung, indem
er lutherisch predigte. Durch die Eheschließung mit Agnes
Roettel, der Tochter eines Straßburger Ratsmitglieds, am 1. August
1524 setzte Capito ein weiteres Zeichen. Und das obwohl
auch ihm der Straßburger Bischof mit der Exkommunikation
drohte.

1524 war Jakob Sturm von Sturmeck10 Ratsmitglied geworden
. Er galt nicht nur als starke Persönlichkeit im Stadtrat,
sondern auch als guter politischer Stratege und erfahrener Diplomat
. Er verteidigte früh die Ideen der Reformation und ließ
sich von deren führenden Köpfen theologisch beraten.11 Dank
der Unterstützung des Rats nahm die Reformation in Straßburg
einen erfolgreichen Verlauf. Den Reformatoren gewährte er
Schutz gegenüber den Sanktionen des Bischofs. Als sie forderten
, dass die Kleriker ihre Privilegien aufgeben und die mit
dem Bürgerrecht verbundenen Pflichten der Laien teilen sollten
, bestärkte der Straßburger Rat dies am 3. Januar 1525 durch
die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes.

Abb. 2: Thomaskirche
(Straßburg)

Der Raub der Kirchengüter von St. Thomas

Von den beim alten Glauben verharrenden Klerikern wurde die
Einmischung durch den Rat in kirchliche Angelegenheiten
und die damit verbundenen Verordnungen als Unrecht empfunden
. Dass die Kleriker ihre Privilegien aufgeben sollten und
gezwungen wurden, das Bürgerrecht anzunehmen, führte zu
großer Empörung und Verunsicherung und veranlasste einige
der Kanoniker des St.-Thomas-Stifts unter Führung des Dekans
Nikolaus Wurmser12 die Stadt heimlich zu verlassen. Die
Gruppe begab sich nach Molsheim, um dort das Kapitel anzusiedeln
und die in Straßburg verbliebenen Stiftsmitglieder als
Ketzer zu brandmarken. Da sie sich im Recht fühlten und Pacht
und Abgaben des Kapitels einstreichen wollten, hatten die Geflüchteten
Siegel, Brief, rechtliche Dokumente und Wertgegenstände
aus dem Tresorraum von St. Thomas entwendet. Aus
ihrer Sicht handelten sie legitim und brachten die Gegenstände
in Sicherheit. Um die Geschäfte in der Zwischenzeit weiterführen
zu können, waren die in Straßburg verbliebenen Stiftsherren
gezwungen, ein neues Siegel schlagen zu lassen. Außerdem
mussten alle, die dem Stift gegenüber abgabepflichtig waren,


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