Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 355
(PDF, 96 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0356
Die badischen Verfassungsfeiern 1843, 1844 und 1845 im Renchtal

Oberamtmann in Schwetzingen. Da Verwaltung und Justiz
noch nicht getrennt waren, wurde er 1819 an das Hofgericht
nach Mannheim berufen und dort 1822 in die zweite Kammer
gewählt. Nachdem die Kammer auf Itzsteins Antrag 1823 das
Budget abgelehnt hatte und deshalb sofort aufgelöst wurde,
wurde Itzstein nach Meersburg in die „Verbannung" strafversetzt
, weit weg von seinen Familiengütern im Rheingau. Itzstein
wehrte sich, erkrankte und wurde nach langen rechtlichen
Auseinandersetzungen pensioniert.79

Nach den freien Wahlen zum Landtag 1831 kehrte Itzstein in
das Parlament zurück, auf seinen Antrag wurde die zwischenzeitlich
geänderte Verfassung wiederhergestellt. 1832 schlug er
das Angebot der Regierung aus, in das höchste Gericht einzutreten
, um sich bei seiner Tätigkeit in der 2. Kammer keine Fesseln
anlegen zu lassen. In der erneut beginnenden Reaktionszeit
wurde er mehrfach als „Demagoge" denunziert, aber wegen seiner
Popularität wagte die Regierung keine Untersuchungen anzustellen
.80 Nach Metternich war Itzstein „der erste eigentliche
praktische Radikale".81 Ironie der Geschichte war, dass Itzsteins
Gut Hallgarten, das gegenüber dem Weingut von Metternich
lag, seit 1839 Treffpunkt deutscher Oppositioneller war. Im Gartenhäuschen
trafen sich Liberale aus Baden, Hessen, Württemberg
und Sachsen, um gemeinsame Strategien in den Landtagen
zu entwickeln und ein Gegengewicht zum Deutschen Bund zu
bilden.82 Zwar verliefen die Landtage 1835 bis 1839 ohne greifbare
Erfolge, doch Itzsteins Auftritte für Pressefreiheit und gegen
Übergriffe des Polizeistaats sowie gegen den Verfassungsbruch
in Hannover förderten seine Popularität. Im Lande organisierte
er Versammlungen und knüpfte auf kommunaler Ebene Kontakte
zu Liberalen. Die Auseinandersetzungen im Landtag und
der Wahlkampf 1841/42 machten Itzstein außerordentlich populär
, zumal er über eine seltene Rednergabe verfügte.

Sein „Lieblingsschüler" und langjähriger Freund Friedrich
Hecker schildert den Redestil seines Mentors so: „Als Redner ist
Itzstein bewundernswert. Seinem ausdrucksvollen lebendigen,
aber nie durch Abspiegelung heftiger Leidenschaft verzogenen
Gesichte kommt eine kräftige, wohlklingende Stimme zu Hilfe.
Sein Vortrag ist fließend, einfach, klar, gewählt, einem kräftigen
Strome vergleichbar. Seine Angriffe sind berechnend, gerade
das Ziel treffend; er wird warm, feurig, begeistert, aber nie
fortgerissen die Zügel verlierend; der Verstand beherrscht das
Gefühl, das Gefühl erwärmt den Verstand! Dadurch wird er
den Gegnern gefährlich [...] Nie hat ihn der ruhige parlamentarische
Takt verlassen; nie wird er breit, schwülstig, gelehrt,
unverständlich. [...]83

Abb. 11: Johann
Adam von Itzstein
war nach dem Tod
Rottecks der unbestrittene
Führer der
badischen Liberalen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0356