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Heinz G. Huber
Abb. 12: Das untere
Bad Griesbach im
Besitz von Joseph
Monsch. Auf dem
Platz fand das
Verfassungsfest statt,
vom Balkon aus hielt
Itzstein seine Rede.
Zu Beginn seiner Griesbacher Rede gab Itzstein bekannt,
dass mehrere preußische Städte Westfalens Grußadressen geschickt
hätten - der Liberalismus in Baden sah sich in einem
gesamtdeutschen Zusammenhang. Dann wandte er sich mit
folgenden Worten an das Publikum: „Mit inniger Freude und
wahrhaft erhebendem Gefühl blicke ich auf die große Menschenmenge
, welche sich aus allen Tälern, selbst aus weiter
Ferne zur Feier des 25-jährigen Bestehens unserer Verfassung
hier eingefunden hat, an dem der edle nun in Gott ruhende
Großherzog Karl dieselbe unterzeichnet und in das Leben zu
führen verordnet hat." Die Bedeutung dieses Tages erläuterte
Itzstein so: „Er gab den Bürgern in der die Staatsverwaltung
umändernden Verfassungsurkunde kostbare Rechte; Rechte,
welche ihnen längst gebührten, die sie aber bis dorthin entbehren
mussten. Es legte dieser Tag den Grund zu einem geregelten
Haushalt des Staates und zu der Blüte unserer Finanzen. Er war
endlich die Hauptquelle, von welcher aus unserem Baden und
seinem Volk die ganze Achtung zufloss, die es in Deutschland
genießt." Es sei angemessen, dass das Volk diesen Tag, der ihm
„Freiheit und Selbständigkeit" gebracht habe, auch mit einem
Volksfest begehe.
Dann blickte Itzstein zurück. In Form rhetorischer Fragen
machte er deutlich, in welcher Lage sich das Volk „vor der Verfassung
", im Absolutismus, befand. Es habe keinen Anteil an
der Gesetzgebung gehabt, kein Steuerbewilligungsrecht und sei
der Willkür der Beamten ausgesetzt gewesen. Die Gemeinden
hätten keine Selbstverwaltung besessen, der Bürger keine
Rechte, es habe keine Gleichheit vor Gesetz gegeben. Fronen
und Abgaben hätten den Bürger bedrückt. Durch Karl Fried-
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