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Die badischen Verfassungsfeiern 1843, 1844 und 1845 im Renchtal
langten Itzstein und seine Freunde in den Besitz der Dokumente
der geheimen Wiener Konferenzen. Mit ihrer Veröffentlichung
zielte die Opposition auf den Sturz des noch amtierenden Ministers
Reitzenstein, der an den Beschlüssen mitgewirkt hatte.95
In Ettlingen trafen sich nach einer entsprechenden Anzeige
26 Personen, um über eine Neuauflage eines Verfassungsfestes
in Bad Griesbach zu beraten. Unter den Teilnehmern befanden
sich die beiden Oberkircher Anwälte und späteren Revolutionäre
Friedrich Frech und Maximilian Werner, der Offenburger
Friedrich Zutt sowie der Mannheimer Lorenz Brentano. Frech
sei mit der Organisation beauftragt worden. Die Kreisregierung
regte an, das Verfassungsfest zusammen mit dem Geburtstag
des Großherzogs zu feiern; wenn die Organisatoren nicht darauf
eingingen, sollte es nicht auf Straßen oder öffentlichen
Plätzen gefeiert werden.96
Der Oberkircher Oberamtmann Häfelin meldete kurz darauf
, dass das Fest in einem Oberkircher Wirtshaus stattfinden
sollte. Zur Vorbereitung seien 30 hiesige Bürger im Theodor
Schrempp'schen Bierhaus zusammengekommen. Frech versuchte
dabei aufzuzeigen, „wie patriotische Bürger die Verfassung
als ihr höchstes Gut ansehen müßten", viele pflichteten
ihm bei.97 „Bei einem Mittagsmahl ohne Prunk und
Geräusch" sollte das Fest gehalten werden. Bei der Versammlung
wurde ein Festkomitee gewählt, dem neben Frech auch
der Vorsteher des Bürgervereins, Fidel Braun, Ratschreiber
Gerstner, Ausschussmitglied Zachmann und Schlosser Droll
angehörten.
Nachträglich erfuhr Häfelin jedoch, dass viele auswärtige
Gäste, ja sogar Itzstein, nach Oberkirch kommen wollten. Das
Fest werde zwar mit „weniger Prunk" begangen, weil das Geld
dazu fehle. „Mit freisinnigen, der Regierung feindlichen Reden
wird man umso freigiebiger sein." Allgemeine Einladungen in
der „Mannheimer Abendzeitung", dem Organ der Radikalen,
seien schon ergangen. „Die Idee der Erneuerung des Verfassungsfestes
greift um sich wie ein Waldbrand. Es verspricht
zahlreicher zu werden als im vorigen Jahre. Von allen Seiten
gehen Anmeldungen zur Teilnahme ein und es werden Deputationen
aus mehreren Städten als Lahr, Offenburg, Achern,
Bühl, Ettlingen pp. kommen", meldete der Oberkircher Oberamtmann
in einem weiteren Schreiben. Gerüchte weise hatte er
vernommen, dass auch Hecker, Baum, Mathy und Kieffer kommen
wollten; auch Straßburger hätten sich angeblich angemeldet
. Das Fest solle auf einem Wiesengelände im Loh beim
Gasthaus „Ochsen" stattfinden. Die Kreisregierung entschied,
man solle das Fest „laufen lassen, wie man es im vorigen Jahr
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