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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 369
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Die badischen Verfassungsfeiern 1843, 1844 und 1845 im Renchtal "2 /CO

Die badische Verfassung 1818 wurde als integrativer Akt
vom monarchischen Obrigkeitsstaat dem Volk „gewährt";
durch die parlamentarische Praxis im Landtag und in den Gemeinden
eigneten sich die Liberalen die Mitwirkungerechte
und die Freiheitsversprechen der Verfassung an und verteidigten
sie bald gegen die Amputationsversuche und Staatsstreichpläne
der restaurativen Kräfte des Karlsruher Hofes und des
Deutschen Bundes. Mit den Beschlüssen von Karlsbad, Frankfurt
und Wien war die Möglichkeit geschaffen worden, bereits
erreichte Fortschritte wie die Pressefreiheit rückgängig „von
außen" zu machen oder zumindest die Eigendynamik der Verfassungsentwicklung
zu bremsen. Damit wurde auch der polizeiliche
Obrigkeitsstaat konserviert, der 1846 auch nach dem
Eintritt des gemäßigten Liberalen Johann Baptist Bekk in das
Ministerium Bestand hatte.

Die Oberkircher Verfassungsfeste stärkten den Einfluss der
Liberalen auf lokaler Ebene, indem sie innerhalb Badens, aber
auch darüber hinaus Verbindungen zwischen den lokalen Eliten
und der politischen Prominenz herstellten. Die 1844 fertiggestellte
Eisenbahn ermöglichte es Bürgern aus Oberkirch,
beispielsweise 1845 an der Beerdigung des bekannten Abgeordneten
Adolph Sander in Rastatt teilzunehmen, die zu einem
Parteitreffen des badischen Liberalismus wurde.115 Seit 1840
befand sich der Landtagswahlkreis Oberkirch-Gengenbach in
liberaler Hand. Die Abgeordneten Karl Hund(t) (1840-1846)
aus Renchen und seit 1846 der aus Oberkirch stammende und
spätere Abgeordnete der Paulskirche Anton Christ116 stellten
die Verbindungen zum Kammerliberalismus her.

Am 23. August 1847 trafen sich in der Oberkircher Oberen
Linde Vertreter des liberalen Radikalismus, um laut Struve
„eine Besprechung unserer Verfassungszustände"117 vorzubereiten
. Der Acherner Advokat Franz Joseph Richter und Gustav
Struve kamen am Nachmittag an, auf sie warteten schon die
Oberkircher Advokaten Frech und Werner und der Offenburger
Bürgermeister Gustav Ree. Etwa 40 Bürger, meist Wirte und
Kaufleute, einige Gemeinderäte sowie der schon durch seine
Aktivitäten bei den Verfassungsfesten bekannte Friedrich Frech
trafen sich zu einer geschlossenen Gesellschaft und zu einem
Gastmahl.118 Sie besprachen die Organisation und den Ablauf
der Versammlung, die am 12. September 1847 im Offenburger
Salmen stattfinden sollte. Das Oberkircher Treffen - schon das
Datum legt es nahe - stand in der Tradition der Oberkircher
Verfassungsfeste. Das frühere „Volksfest" war jetzt zu einem
Parteitreffen der Radikalen geworden. Nicht mehr die Beschwörung
des Geistes der Verfassung stand auf der Tagesord-


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