http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0386
Die „Mörburg" bei Schutterwald 385
terwald noch ein weiteres Kastell bestanden
hat. Man wird eher im Bereich des
völlig überbauten Brückenkopfes Kehl
gegenüber von Straßburg noch mit
einem römischen Militärlager rechnen
dürfen, das aber vielleicht nie mehr gefunden
werden kann. Die Strecke zwischen
Straßburg und Offenburg konnte
sicher von den genannten Kastellplätzen
her ausreichend kontrolliert werden.
Dennoch sind um Straßburg herum
römische Übungs- oder Marschlager zu
erwarten, wie sie im Elsass schon in Lampertheim und Reich-
stett-Mundolsheim nachgewiesen wurden und inzwischen
etwa im Umfeld des Legionslagers Bonn und andernorts gut
belegt sind. Derartige Lager sind von kurzer Dauer (wenige Tage
bis Wochen); die Soldaten campierten in Zelten, nicht in Baracken
. Diese Übungslager hinterlassen vor allem die andersfarbigen
Verfüllungen ihrer typischen Spitzgräben im Boden,
meist aber wenig Fundmaterial.
Dennoch gibt es anscheinend einen Hinweis auf römische
Aktivitäten auf der Gemarkung Schutterwald oder im westlich
angrenzenden Gebiet. Ein bei einer Begehung an der
Mörburg aufgelesenes Ziegelstück mit Mörtelspuren (Abb. 15)
ist in seiner Struktur (Farbe, Schamottemagerung, Brand)
wohl römisch. Es könnte bei der Beschaffung von Baumaterial
im Umfeld der Mörburg angefallen sein und wurde zusammen
mit reichlich Kalkmörtel sekundär ins Mauerwerk der
Burg oder des Freihofes eingebaut. Am ehesten wäre mit einer
römischen „Einzelsiedlung" - einem kleinen Bauernhof oder
einer villa rustica - zu rechnen, die jedoch noch nicht lokalisiert
ist.
Abb. 15: Offenbar
römisches Ziegelstück
mit sekundären
Mörtelspuren.
Dank
Für Hinweise und seine Gastfreundschaft danke ich Clemens
Herrmann (Schutterwald), für die Erstellung eines bei der Begehung
und Deutung der Geländespuren hilfreichen LiDAR-
Scans Andreas Haasis-Berner (Landesamt für Denkmalpflege,
Archäologische Denkmalpflege, Dienstsitz Freiburg, Günters-
talstr. 67).
Abbildungsnachweis
Alle Fotos und Grundriss-Skizze von Heiko Wagner, Kirchzarten.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0386