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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 389
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Wolf und Wappen O g O

Gerät gemeint gewesen wäre, hätte man im Bild den Ring
wohl eher an der Außen- als an der Innenseite der Krümmung
angebracht und auch die Spitzen nach oben gerichtet; denn
die heraldischen Bilder werden nur ausnahmsweise „gestürzt
".8 Außerdem dürfte es dieses Gerät noch gar nicht gegeben
haben, als die Wappen entstanden.

Weiterhin wird das Wolfseisen, also die Doppelsichel, mit
dem sogenannten Beileisen verwechselt, das auch Wurfparte
heißt; und die Wolfsangel, also der Doppelhaken, mit dem
Kesselhaken, einer in der Höhe verstellbaren Aufhängung, mit
dem Mauerhaken oder Maueranker sowie mit der hakenförmigen
, teilweise im Boden versenkten Fußangel, die schon von
den Römern verwendet wurde (und die etwa Caesar im 7. Buch
von „De bello Gallico" erwähnt).9 Auch für die Klinge eines
Ledermessers hat man sie schon gehalten.

In Deutschland gibt es unzählige Gemeinden, die die
Wolfsangel, also den Doppelhaken, allein oder mit anderen
Bildern im Wappen führen; im näheren Umkreis wäre Mannheim
zu nennen, oder, am Rande der Ortenau, Ebersteinburg,
Gernsbach, Sulzbach, Otigheim und Kuppenheim (wo sie zwar
wiederum mit einem Flößerhaken verwechselt wird, der aber
ganz anders aussieht, nämlich aus einem Widerhaken und
einer Spitze besteht). Unbeantwortet bleibt freilich die Frage,
warum diese Gemeinden es tun: als Erinnerung an eine frühere
Bedrohung und ihre Bekämpfung, sozusagen als Siegeszeichen
?10 Bei Wolfach liegt der Bezug auf der Hand; das Städtchen
wird von dem gleichnamigen oder auch nur „Wolf"
genannten Flüsschen durchflössen, das wiederum wohl nach
dem Tier heißt, dessen Vorkommen in den einst dichten Waldungen
für gesichert gelten darf.11

Verwechslungen der erwähnten Art kommen umso häufiger
vor, als die Wolfsangeln früh außer Gebrauch kamen und
ihr Bild im Wappen unverständlich wurde. Und dann ging ja
auch der Wolf selber und somit die Jagd auf ihn allmählich
zurück, sodass nur eine „Beschreibung dieser so seltenen Jagdgeräte
, die lange vor Ausrottung unserer letzten Wölfe den
Feuerwaffen Platz gemacht haben",12 Klarheit schaffen kann -
wie sie hier versucht wurde.

Ausgerottet waren die Wölfe freilich noch nicht, in Europa
eigentlich nie. „Auch im Südwesten unseres Vaterlandes dürfte
der letzte Wolf noch lange nicht erlegt sein."13 So schrieb der
alte Brehm, und er hat recht behalten. Und erlegt darf er zwar
vorerst nicht mehr werden, aber wenn es wieder geschehen
sollte, dann gewiss nicht mit der Wolfsangel, sondern auf andere
, weniger grausame Weise.

Abb. 3: Die
Doppelsichel
(Wappen der Herren
von Pflummern,
hier in Schonach)


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