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Josef Werner
Abb. 1 und 2: Die
Begründerinnen des
Kindergartens
Durbach. Ida Freifrau
von Neveu (oben) und
Rosa Bodenheimer
(unten).
„Es wurde schon lange sehr mißlich empfunden, daß in unserm
großen Ort keine Kleinkinder-Bewahranstalt, sog. Kinderschule errichtet
ist.
Dieser Mangel ist jetzt während des Krieges, wo den Frauen noch
eine größere Arbeitslast zugefallen ist, erst so recht hervorgetreten.
Nun wäre dem hiesigen Frauenverein Gelegenheit geboten, zu
diesem Zweck ein geeignetes Haus zu erwerben. Der Kaufpreis beträgt
10000 M. Da aber für den Hauskaufund die Einrichtung die
vorhandenen Mittel von 9000 M. nicht ausreichen, bitten wir erge-
benst für Erlangung einer Beihilfe aus der Hermann Sielckenstiftung
das Weitere geflissentlich veranlassen zu wollen."
Am 12. Mai 1917 schrieb die Hochwohlgeborene Freifrau von
Neveu an den Gemeinderat:
„ Wie dem verehrl. Gemeinderat bekannt sein dürfte, hat der hiesige
Frauenverein sich entschlossen, so rasch als möglich eine
Kinderschule einzurichten, um durch Versorgung der kleinen
Kinder den Frauen die Arbeit in Reben und Feld ausgiebiger zu
ermöglichen, denselben Verdienst und der Landwirtschaft mehr
Arbeitskräfte zuzuführen.
Bezirksamtliche Erlaubniß zu diesem Unternehmen hat der Frauenverein
sofort erhalten.
Der Verein kauft zu diesem Zwecke das Werner'sche Anwesen,
den sogenannten „Amtshof" in welchem ein allen Vorschriften
entsprechender Saal und Vorplatz und außerdem reichlich Garten
vorhanden ist um den Kindern gesunden Aufenthalt und Bewegung
im Freien zu gewähren!
Es erwachsen dem Verein, außer dem Ankauf durch Errichtung
und Einrichtung der Räume noch bedeutende Kosten.
Dauernd muß eine vierte Schwester außschließlich für die Kinder
eingestellt werden. Wir achten bei unsrem Unternehmen sehr auf
die Beihilfe der Gemeinde, welche die Bestrebungen unseres Vereins
wesentlich unterstützte und gefördert hat, wie dies auch in
anderen Gemeinden üblich ist.
In Windschläg z. B. ist das große neue Haus samt Einrichtung für
Schwestern und Kinderschule auf Gemeindskosten erstellt u. trägt
diese, neben anderen Zuschüssen die jährlichen Unkosten für
Heizung und Beleuchtung.
Ich ersuche Namens hiesigen Frauenvereins den verehrl. Gemeinderat
, uns einen weiteren jährlichen Beitrag zu diesem gemeinnützigen
Zweck und zur Bestreitung der Einrichtungskosten, jetzt
eine beträchtliche Summe gewähren zu wollen und bitte um baldigen
schriftlichen Bescheid des gemeinderätlichen Beschlusses.
Wir hoffen, die Kinder schule bis 15. Juni eröffnen zu können
.
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