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Geschichtslegenden um den Bau der Schwarzwaldbahn 437
Kehrschleifen und Kehrtunnel, darunter
die große Triberger Doppelschleife, „die
erste ihrer Art überhaupt", künstlich zu
verlängern. So konnte er die Steigungen
begrenzen, die sonst nur mittels zweier,
den Bahnbetrieb „umständlich und gemütlich
" machenden Kopfstationen
(bzw. Spitzkehren) hätten genommen
werden können.35 Bautechnisch wurde
hier „ein Markstein in der Geschichte
nicht nur des deutschen, sondern auch
des gesamteuropäischen Eisenbahnbaus"
gesetzt.36
Als die schwierige Teilstrecke Gutach-
Sommerau bis zum Herbst 1873 vollendet
war, konnte die Schwarzwaldbahn am
10.11.1873 durchgängig eröffnet werden
.37 Nun stand auch die Schlussrechnung
an: Für das 53 km lange, aber
aufwendigste Stück Hausach-Villingen
betrug sie enorme 14 Millionen Gulden
(24 Millionen Mark).38 Aufgrund der
Kriege 1866 und 1870/71 hatten die Arbeiten
jedoch zweimal eingestellt werden
müssen, was zu Schäden an den bereits
begonnenen Bauten führte. Weitere Gründe für die Kostensteigerung
waren das wider Erwarten brüchige Gestein, das zu
Ablösungen und Einbrüchen führte, weshalb die Tunnels nun
auch Gewölbeverkleidungen benötigten. Dazu kam eine gewisse
„Opulenz" der badischen Ingenieure, etwa durch die sofortige
Herstellung von Brückenfundamenten, Bahnkörper
und Tunnels für Doppelgleise, obwohl erst ein Gleis gelegt
wurde, sowie großer Bahnhofsanlagen, was später freilich „tausendfältige
Frucht getragen" hat.39
Der Streit um die „richtige" Trasse hat sich vor allem wegen
der „zu hohen Kosten" negativ in die Erinnerung eingegraben.
Zu dieser bis heute verbreiteten Meinung mag die Wolfacher
„Denkschrift" von 1866 beigetragen haben, mit der die damaligen
„Verlierer" dem Publikum ihre Standpunkte nochmals
unterbreiteten. Zumindest in punkto Kosten konnten sie sich
im Nachhinein bestätigt fühlen, hatten sie für ihre Linie
Hausach-Schramberg-Villingen" mit 9365000 Gulden doch
Ersparnisse von rund 6 Millionen" im Vergleich zu „Hausach-
Triberg-Villingen" mit 15222000 Gulden berechnet.40 Die
Schlussrechnung von 14 Millionen Gulden ergab für die „badi-
Abb. 7: Die Schwarzwaldbahn bei Gremmels-
bach. - Ansichtskarte, undatiert. - K. Volk
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