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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 438
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Hans Harter

sehe Linie" gegenüber der ursprünglichen Prognose von 10,3
Millionen in der Tat eine Verteuerung um 36%. Doch fand für
die Schramberg-Linie die „Kostenprobe" nie statt - und wohl
wäre auch sie, aufgrund der ebenfalls notwendigen Großbauwerke
und des schwierigen Gesteins im schluchtartigen Schiltachtal
,41 nicht ohne zusätzliches Geld ausgekommen.

War an der Entscheidung für die Gutach-Linie nichts mehr
zu ändern, so mussten das obere Kinzig- und das Schiltachtal
jedoch auf die Eisenbahn nicht verzichten: 1878 kam sie von
Hausach nach Wolfach, 1886 von Wolfach und Freudenstadt
nach Schiltach. Länger wartete das inzwischen dennoch zur
großen Industriestadt herangewachsene Schramberg: Erst 1892
konnte die beharrlich erkämpfte Stichbahn von Schiltach her
mit einem legendären Jubelfest eingeweiht werden.42

Nachwirkungen

Trotz dieser, wenn auch späten Wendung im Oberkinzigtäler
Eisenbahnbau blieben die Diskussionen der 1860er Jahre hier
im Gedächtnis, als vorenthaltene Chance, wenn nicht bewusste
Behinderung der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies illustrieren
die bis heute zu hörenden Schlagwörter „Kirchturmpolitik",
„Lokalpatriotismus", „Kleinstaaterei", „badischer Patriotismus"
und „Partikularismus". Auch der Eisenbahnhistoriker Kuntze-
müller meinte, „daß bei der Wahl der Zugrichtung der Partikularismus
eine Rolle gespielt und eine mit besonderen Schwierigkeiten
behaftete Linie schließlich gewählt wurde".43

Doch war es keineswegs so, dass die Schramberg-Linie wegen
des „Auslands" von vorneherein ausgeschlossen worden wäre:
Nach ersten Prüfungen berichtete 1861 die badische Oberdirektion
des Wasser- und Straßenbaus, dass es wahrscheinlicher sei,
dass „die Sommerau wegen des sehr kostspieligen Betriebs aufgegeben
und daß man dazu kommen wird, sich mit Württemberg
wegen eines Anschlusses über Schramberg zu verständigen
"44 - Ausland hin, Ausland her. Der große Vorteil dieser Linie
war, dass ihr Scheitelpunkt auf dem Sulgen mit etwa 700 m
Meereshöhe entscheidend niedriger lag als die Sommerau
(832 m). Dieser sprach man auch die Wintertauglichkeit ab,
habe sie ihren Namen doch daher, dass es im Winter dort kalt
ist und „im Sommer au".45 Schließlich erklärte die Zweite Kammer
beide Linien für „bauwürdig", wobei Schramberg infrage
kam, „wenn auf badischem Gebiet keine Zugrichtung gefunden
werden könne, welche allen Erfordernissen des Betriebs entsprechen
", so der Abgeordnete Ludwig Kirsner (Donaueschingen
) 1862.46


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