Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 440
(PDF, 96 MB)
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440

Hans Harter

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„Wäre Schramberg badisch ..." -
Reaktionen der Zeitgenossen

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Nach der Entscheidung Badens fuhr einem anonym
bleibenden Schramberger Denkschrift-
Schreiber ein „Nothruf" aus der Feder: Trotz
„aller Mühe" der Städte Wolf ach, Schiltach und
Schramberg fanden ihre Gründe „für die viel
günstigere Route [...] keinen Eingang, keine
Würdigung". Trotz besseren Wissens habe man
sich für eine Strecke mit halb so großer Anwohnerschaft
entschieden, mit „Schwierigkeiten
des Betriebs, der winters durch den Schnee den
größten Störungen ausgesetzt würde", sowie der
Führung durch das „enge Triberger Thal, wo sie
nur hohe, steile Waldungen und Felsen zur Seite
hätte".51 Laut Verfasser war man sich in Karls-

Abb. 9: Titel der
Schramberger Denkschrift
vom März
1865. - Stadtarchiv
Schramberg

ruhe einig, „um jeden Preis [...] unser Landesgebiet
[...] zu umgehen", wie wenn es um die bewusste Ausklammerung
Schrambergs gegangen wäre. Dafür hat er nur eine
Erklärung: Dass „die Interessen des Particularismus, der engeren
badischen Vaterlandsliebe, den Sieg davongetragen [haben]".
Eine Politik aber, die „unter keinen Umständen durch nachbarstaatliches
Gebiet" bauen will, könne „mit Fug und Recht" als
„monströses Product sonderstaatlichen Interesses und Ehrgeizes
" bezeichnet werden.52 Nun hat Schramberg „das maßlose
Unglück zu tragen, [...] sich umgangen zu sehen" und „als
Fremdling von dem Nachbarstaate hintangesetzt" worden zu
sein. Dabei geht es um Existenzielles: „Die billigsten und umfassendsten
Verbindungs- und Versendungsgelegenheiten. Sie
sind Zauberdinge für die gebildeten Völker geworden, die man
nirgends mehr entbehren will, noch kann."53 Wenn keine
„Compensation" erfolgt, wäre die „unzweifelhafte Folge, daß
dadurch das Verschwinden des Gewerbefleißes und völlige Verarmung
, sozusagen der Untergang herbeigeführet würde".54

Dieses Untergangsszenario hat sich ebenso ins lokale Geschichtsgedächtnis
eingeprägt wie sein vermeintlicher Verursacher
: Das Land Baden mit seinem „sonderstaatlichen Interesse
und Ehrgeiz". Immerhin erbarmte sich das eigene „Vaterland"
des sich geprellt fühlenden alten Marktfleckens: 1867 verlieh
ihm König Karl I. von Württemberg das Prädikat „Stadt" und
erhob Schramberg „in den Kreis der Städte des Königreichs
Württemberg".55

Die Klage, dass „jede Gegend es für ein großes Unglück betrachtet
, die Schienenstraßen entbehren zu müssen",56 wurde


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