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^CQ Frauke Klumpp
Pfleglinge und Angestellte mit ihren Familien zählten zur
Illenauer Familie. Alle wurden in das Anstaltsleben integriert.
Manche Familienmitglieder des Personals unterhielten sich mit
den Kranken oder musizierten mit ihnen. Kranke besuchten
die Häuser der Angestellten, ob sie eingeladen waren oder
nicht.18 Dies könnte auch ein Grund gewesen sein, aus dem
manche Angestellten kündigten, da Arbeits- und Privatleben
miteinander vermischt wurden und man auch eine Auszeit
vom Beruf - besonders, wenn er so schwer ist - braucht.
Was bedeutet es, Pfleger/Wärter in einer psychiatrischen
Anstalt zu sein?
Wir kennen heute das Berufsbild der Altenpfleger. Diese kümmern
sich in Altenheimen um ältere Menschen, die sich nicht
mehr oder nur schlecht um sich selbst kümmern können oder
keine Verwandten haben, die sich um sie kümmern können
oder wollen. Oft kommen aber auch ältere Menschen in ein
Altenheim, um nicht mehr alleine zu Hause zu sein, wenn zum
Beispiel der Partner verstorben ist. Es gibt einige, die noch vieles
selbst machen können. Sie sind aber froh, wenn sie von
Pflegern unterstützt werden. Wenn sie in einem betreuten
Wohnen leben, wird ihnen beim Einkauf geholfen oder sie
werden bei der Essensversorgung unterstützt. In einem Altenheim
werden die Bewohner von den Pflegekräften geduscht,
ihnen wird Essen und Trinken gegeben und ihnen Medizin
gereicht, aber die Pflegerinnen und Pfleger haben noch viele
andere Aufgaben.
Aber was waren die Aufgaben der Wärterinnen und Wärter
der Rienau?
Wie auch in Altenheimen beinhaltete die Arbeit der Wärter
und Wärterinnen in der Illenau viele körperlich anstrengende
Aufgaben. Deshalb können viele in dieser Branche Tätige ihren
Beruf heute wie damals nicht bis ins hohe Alter das ganze Berufsleben
ausüben. Krankheiten forderten und fordern ihren
Tribut, weshalb es bewundernswert ist, wenn jemand längere
Zeit diesen Beruf ausüben kann und konnte.
Es folgt ein Beispiel, welches einen Tag in der Illenau aufzeigt :
„[...] um 5 Uhr wird zum Frühgebet geläutet und die Nachtwachen
werden abgelöst. Bäcker, Metzger und Gärtner nehmen ihre
Arbeit auf und die Dampfmaschine wird im Frauenhof angeheizt.
Schmutzige Wäsche, Strohsäcke und Matratzen werden zum
Waschhaus gebracht und die Werkmeister (Schlosser, Schmied,
Schreiner, Schuster und Schneider) beginnen mit einigen Patien-
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