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Af^A Frauke Klumpp
macht wurden, und kontrollieren ob die Wäsche in gutem
Zustand war.38 Die saubere Wäsche wurde an die Oberwärter
gegeben, die darüber Buch führten und sie weiter an die Wärter
verteilten. Die Oberwärter und einige Wärter mussten die
Nachtlichter anmachen. Alle Wärter mussten Feuerzeuge
haben, um ausgegangene Lichter wieder anzuzünden.39 Wärter
mussten auch in der Nacht Wache halten, zum einen, um
Feuergefahr zu verhindern, zum anderen, um die Pfleglinge
zu beaufsichtigen. Jede Stunde musste der Kontrollgang wiederholt
werden.40 Während des letzten Durchgangs weckten
sie die Wärter der Tagesschicht. Die Pfleglinge sollten alle zu
etwa der gleichen Zeit aufstehen.41 Während des Essens waren
die Wärter anwesend, damit weder mit dem Geschirr noch
mit dem Essen etwas angestellt werden konnte.42 Die Wärter
selbst aßen in zwei verschiedenen Schichten. Die einen vor
und die anderen während oder nach der Mahlzeit der Pfleglinge
, sodass immer jemand Aufsicht hatte. Wenn ein Pflegling
bei der Körperpflege Hilfe benötigte, half der Wärter
hierbei.43
Privatleben
Wenn Wärterinnen und Wärter dazu Lust hatten, konnten sie
verschiedenen Vereinigungen beitreten. In der Illenau gab es
eine Blaskapelle, einen gemischten Chor, einen Kirchenchor
oder einen Turnverein, die auch bei den Veranstaltungen der
Anstalt mitwirkten.44 So konnten sie in ihrer Freizeit einem
Hobby nachgehen, da sie das Anstaltsgelände nur selten verlassen
durften. Heinrich Hansjakob, ein bekannter Dichter
dieser Gegend, ließ sich nach Illenau einweisen. Über diese
Erfahrung berichtete er in seinem Buch Aus Kranken Tagen
. Hier schrieb er über die Wärter und Wärterinnen der
Illenau:
„Soweit ich sie kennen lernte und beobachtete, scheinen sie ein
Elite-Corps zu sein. Neben ihrem harten Dienst sind sie noch
Allerweltskünstler. Überall kann man sie hinstellen und
brauchen. [...] aber die Wärterinnen, so höre ich, seien noch
besser."4'5
Unter der Woche war ihnen nicht erlaubt, sich außerhalb des
Geländes aufzuhalten. Nur für Ausflüge mit den Pfleglingen
war es ihnen gestattet, oder wenn sie Urlaub hatten. Den Wärterinnen
war es nur sonntags miteinander erlaubt, in die Stadt
zu gehen und sie mussten nach wenigen Stunden wieder zurück
sein.
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