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28. Januar 1828 geboren, trat sie am 26. April 1847 im Alter von
19 Jahren in die Rienau ein.51 Ihr Vater war Maurermeister in
Achern; außer ihrem Volksschulbesuch sind keine weiteren
Ausbildungen bekannt. Obwohl Direktor Dr. Roller selbst evangelisch
war, stellte er die katholisch getaufte Karoline Pelikan
ein - etwas, das zu dieser Zeit, besonders in dieser Gegend,
nicht üblich war. Sie wurde als Privatwärterin für eine Frau
Oberst angestellt, um eine andere Wärterin zu ersetzen, die aus
unbekannten Gründen die Rienau verlassen hatte.
Laut ihrer Akte erhielt Pelikan ein Gehalt von jährlich 178
fl. (Florene, auch bekannt als Gulden, ca. 12668 Euro52). Je länger
sie im Dienst der Rienau stand, desto höher stieg ihr Gehalt
. Drei Jahre später betrug ihr jährliches Gehalt 198 fl. (ca.
14000 Euro).53 Seit dem 09.01.1883 war sie Oberwärterin.
Durch das Reichsgesetz vom 09.07.1873 wurde in Deutschland
die Reichsgoldwährung mit der Rechnungseinheit Mark anstelle
der bisherigen Landeswährungen eingeführt und war in
Baden ab 01.01.1875 Zahlungsmittel. Als Oberwärterin erhielt
sie 1883 702 Mark (410 fl.; ca. 30000 Euro) und 1888 bereits
802 Mark (469 fl.; ca. 33300 Euro) jährlich.54 Nicht nur aufgrund
dessen, dass sie Oberwärterin war, erhielt sie mehr Gehalt
, sondern auch, weil sie schon mehrere Jahrzehnte im
Dienst der Rienau stand.
Im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) reisten einige
Wärterinnen und Wärter nach Karlsruhe, um ihren Beitrag zu
leisten. Darunter auch Wärterin Karoline Pelikan. Von dort
wurden sie in ein Lazarett nach Schwetzingen geschickt.55 Für
ihre im Krieg geleisteten Dienste erhielten sie und die anderen
Wärterinnen und Oberwärterinnen das Erinnerungskreuz.56
Die Auszeichnung wurde von Großherzog Friedrich I. von
Baden 1871 gestiftet. Es wurde an diejenigen verliehen, die
während des Deutsch-Französischen Krieges Verwundete und
Kranke gepflegt hatten, Truppen und Familien der Verwundeten
oder Verstorbenen unterstützt hatten. Das Erinnerungskreuz
wurde an Männer und Frauen verliehen und ähnelte
dem Eisernen Kreuz, ist jedoch nicht das gleiche.57
Aufgrund einer Krankheit wurde Karoline Pelikan der Urlaub
im Juli 1902 bewilligt. Da sie schon 74 Jahre alt war - ein hohes
Alter für die damalige Zeit - wurden ihre Urlaubsersuche genehmigt
. Sie wurde des Öfteren krank. Am 05.09.1906 starb sie im
Alter von 78 Jahren und 59 Jahren im Dienste der Rienau.58
Nach ihrem Tod hielt der Illenauer Pfarrer eine Rede, in der er
über die Verstorbene sprach:
„[...] Man muß es mit angesehen haben, wie die edle Persönlichkeit
mit all den Kranken verkehrte, mit welcher Herzlichkeit in
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