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prägte sie für ihr Leben. Durch die finanziellen Mittel der Eltern
war es ihr möglich, sich zu bilden. Mit 23 Jahren wurde sie
Hofdame bei der Landgräfin von Hessen-Philippstal und blieb
dort bis 1849. Nach dem Tod der Mutter und der Hochzeit des
Bruders hatte sie den Wunsch, ihren Mitmenschen zu dienen
.64 Am 19. August 1856 trat sie als Oberaufseherin in die
Rienau ein. Es war selten, dass jemand aus der niederen Adelsschicht
und im Alter von 34 Jahren in der Rienau anfing. Größtenteils
kam das weibliche Pflegepersonal aus der unteren Mittelschicht
und war im Schnitt 18 bis 19 Jahre alt. Dies kommt
daher, dass in den Aufnahmebedingungen steht, dass „das
Alter unter aber nicht viel über 30" für das Wartpersonal ist.65
Am 26.4.1869 starb sie aufgrund eines Schlaganfalls66 nach
13 Jahren in der Anstalt:
„Da ward sie am frühen Morgen des 26. von einem Schlagfluß67
befallen, der schnell den drohendsten Charakter annahm. Alle
Mittel, das fliehende Lehen festzuhalten, welche von den augenblicklich
herbeigeeilten Aerzten angewendet wurden, blieben
fruchtlos. Kurz vor 8 Uhr endete ein sanfter Tod das theure
Leben."
Sophie Weidmann
Für viele Wärterinnen war der Glaube eine wichtige Voraussetzung
für ihren Beruf. Ohne diesen konnte man - laut ihnen -
diesen Beruf nicht ausüben. Eine weitere Frau, die länger in der
Rienau tätig war, war Sophie Weidmann. Sie wurde 1815 geboren
und war seit 1840 in der Heidelberger Anstalt, in der auch
Dr. Roller arbeitete. Als Oberwärterin wurde sie die Nachfolgerin
von Rollers Ehefrau Christiane. Durch ihre Arbeit kannte
sie auch Dr. Roller, der mit der Eröffnung der Rienau Heidelberg
verließ. Sophie Weidmann ging bald darauf auch in die
Rienau. Genauere Gründe für ihren Wechsel sind nicht bekannt
, vermutlich aber ging sie wegen Dr. Roller. Sie erhielt
1872 die gleiche Auszeichnung (Erinnerungskreuz) wie Karoline
Pelikan.69 Zu ihrem 40. Dienstjubiläum wurde ein Fest in
der Rienau veranstaltet, obwohl sie in Stille feiern wollte. Das
Illenauer Wochenblatt vom 28. August 1880 beginnt wie folgt:
„Es war der 21. August, an dem vor 40 fahren unsere teure Oberaufseherin
Fräulein Sophie Weidmann ihren Dienst in der damals
noch zu Heidelberg befindlichen Anstalt antrat."70
Der Saal wurde für die Feier festlich geschmückt und die anderen
Wärterinnen sangen zusammen mit einigen Pfleglingen
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