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Michael Hauser/Thomas Sommer
musik) und Geschützdonner. Achern war nun Mittelpunkt des
neu geschaffenen großherzoglich-badischen Bezirksamtes
Achern, das vielfältige Aufgaben und Zuständigkeiten hatte.
An seiner Spitze stand jeweils ein Amtmann.
Eine baldige Maßnahme der großherzoglich-badischen
Herrschaft war die Ablösung der stets als besonders lästig empfundenen
Zehntabgaben für das Zwanzigfache der durchschnittlichen
Abgabe. Das führte dazu, dass viele Familienbetriebe
im Raum Achern hohe Kredite aufnahmen. 1848 notierte
ein Bericht: „Die Bürger der Gemeinde sind zum großen
Teil verschuldet und leiden noch sehr an den Folgen der letzten
theuren Jahre und sind zum großen Teil ohne Verdienst/'
Zwangsversteigerung und Auswanderung wurden alltägliche
Erscheinungen.
Bessere Bedingungen als für die Land- und Forstwirtschaft
gab es zunächst für das Handwerk und den Handel der Stadt,
die von der gesetzlich geregelten Gewerbefreiheit profitierten.
Der Zunftzwang wurde abgeschafft und der Eigeninitiative
größerer Spielraum ermöglicht. Die Eröffnung der Eisenbahnlinie
von Baden-Baden nach Offenburg am 1. Juni 1844 förderte
dies alles zusätzlich. Und dennoch gingen Handel und
Gewerbe zunächst zurück, der Ortsbereisungsbericht von 1868
belegt dies: „Die Entwicklung der durch ihre Lage vielfach begünstigten
Stadt hat in den letzten 5 Jahren eher ab- wie zugenommen
. Mangel an Unternehmergeist und engherzige auf
ängstlicher Wahrung der Privatinteressen beruhende Anschauung
innerhalb der Gemeindeverwaltung tragen wesentlich zu
diesem Stillstand bei/' Dennoch konnte der Beamte feststellen:
„Der Wohlstand ist im Allgemeinen befriedigend, die Zahl der
gänzlich Armen ist gering/'
Im Jahr 1856 zählte eine Denkschrift, die man damals in
Achern als Dokument in den Grundstein des neuen Denkmals
für Großherzog Leopold legte, folgende Berufe in Achern:
10 Bäcker, 1 Zuckerbäcker, 2 Barbiere, 4 Blechner, 3 Bierbrauereien
, 2 Seifensieder, 2 Buchbinder, 3 Dreher, 2 Färber, 1 Feilenhauer
, 3 Gerber (1 Rot-, 2 Weißgerber), 3 Glaser, 2 Hafner,
12 Handelsleute mit offenem Laden, 4 Kleinhändler, 3 Hutmacher
, 1 Kammmacher, 5 Kübler, 1 Küfer, 1 Kürschner, 2 Lackierer
und 1 Vergolder, 46 Landwirte, 8 Maurer, 1 Mechaniker,
7 Metzger, 4 Müller (2 Getreide- und 2 Ölmüller), 1 Pflästerer,
3 Putzmacherinnen, 2 Sattler, 2 Schlosser, 10 Schmiede (3 Huf-,
1 Kupfer-, 5 Nagelschmiede), 11 Schneider, 2 Schornsteinfeger,
6 Schreiner, 17 Schuhmacher, 3 Seiler, 2 Steinhauer, 12 Tag-
löhner, 2 Uhrmacher, 4 Wagner, 1 Wasenmeister, 5 Weber,
9 Wirte, 2 Bierwirte, 1 Ziegler, 3 Zimmerleute.
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