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Michael Hauser/Thomas Sommer
nehmigt worden und es sei bereits der Beitritt von 100 Mitgliedern
gesichert. Es handele sich jetzt nur noch um die praktische
Durchführung.
Die Mitglieder der jungen Genossenschaft kamen zunächst
aus der Stadt, später aus allen Orten des Amtsbezirks. Das Verzeichnis
der 61 Gründungsmitglieder liest sich wie ein „Who is
who?" der Stadt Achern um die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Beigetreten waren: der „Sonnen"-Wirt Valentin Stöckle, der
„Engeld-Wirt Hermann Peter, der „Salmen"-Wirt Georg Wilhelm
, der „Kronen"-Wirt und Posthalter Josef Huber, der aus
Norddeutschland stammende Kaufmann Friedrich Schriever,
der Sensenschmied Adolf Kade, der nachmalige Bürgermeister
Gustav Wilhelm, der Werkmeister Jakob Schneeberger sowie
der Polizeidiener Sebastian Ell. Man liest die Namen des Lithographen
Stephan Berthold Brechts, des Schmieds Ignaz Konrad
, des Bäckers Hermann Burkard, des Rotgerbers August
Buhl, des Bauunternehmers Karl Gramm, des Blechners Fidel
Graf, des Nagelschmieds Josef Früh, des Hutmachers Franz
Josef Krämer, auch des Lehrers Alois Manz. Und in den ersten
Aufsichtsrat des Vereins aufgenommen wurden Gemeinderat
Carl Oberföll, Apotheker Eduard Schaaf, Weinhändler Adolf
Huber, Schuster und Gemeinderat Bernhard Wurzler und Bürgermeister
Franz Ignaz Roth. Dessen gleichzeitiger Posten als
Rechner der Sparkasse störte niemand.
Biographische Skizzen zu einigen Gründungsmitgliedern:
die Acherner Welt um 1868:
August Klar (Nr. 61 auf der Liste): Sein Vater war ein Drechsler
gewesen, der auf Wanderschaft durch Europa gelernt hatte,
wozu man Drechsler brauchen konnte, auch in seiner Heimatstadt
Achern. 1865 nahm er in einem eigens dafür errichteten
Neubau mit 24 Arbeitern, Gesellen und Lehrlingen die serienmäßige
Herstellung von Sitzmöbeln auf. Sohn August führte
den Betrieb weiter, 1874 war die „Sesselfabrik der Gebrüder
Klar" bereits das größte Acherner Unternehmen und beschäftigte
60 Arbeiter. Eine eigene Dampfmaschine lieferte die Energie
. In den 1930er Jahren arbeiteten in der Stuhlfabrik 200 Arbeiter
und Angestellte, bis ein Bombenangriff im Januar 1945
das Werk vernichtete.
Franz Ignaz Roth (Nr. 2 auf der Liste): Er kam 1807 in Achern
zur Welt, und er übte wie sein Vater den Beruf eines Weißgerbers
aus, verarbeitete also Tierhäute zu feinem Leder. Zusammen
waren die beiden geschäftlich erfolgreich und konnten
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