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Manfred Merker
nen im Tunnelkeller, deren Austarierung und deren hölzerne
Sockelverkleidung sorgte. Der Autor wagte zum ersten Male
seilgesichert mit einer alpinen Stirnlampe und einer Kamera
bewaffnet einen Einstieg in den Lößgang des Fluchtstollens, der
laut Auskunft des Freiburger Landesbergamts bei der Unterque-
rung der Krautgasse an der Stadtmauer, dem ehemaligen Ron-
dengang, wegen seiner geringen Ausmaße nicht fachmännisch
abgestützt werden konnte. Die innere Stadtmauerbegrenzung,
die den Rondengang zur Altstadt abgrenzte, wurde überraschend
beim Umbau des Erdgeschosses nach Auszug des dort
praktizierenden Arztes, des vierten in der Geschichte des Hauses
, entdeckt und dokumentiert. Die neu entdeckte Mauer bildete
die Hausfront bis zum Vorsprung der Südfassade, die sie
später im Hausinneren mit einbezog. Entnommene Steine wurden
am Rande des dritten Kellers ausgestellt. Das Ende des ca.
13 m langen Erdtunnels weitete sich bei der Erkundung zu einer
großen, halb eingestürzten Lößhöhle vor der Stadtmauer, wobei
sich sofort die Frage stellte, wo und wie tief unter der Grünanlage
vor der südlichen Mauer der Fluchtstollen endete.
Dass diese Frage, wenn auch erst fünf Jahre später, gelöst
werden konnte, ist wiederum das Verdienst des Ehepaares Ing.
Brinkop. Ihr großzügiges Angebot realisierten sie auf ihre Kosten
mit Herrn Dipl.-Ing. Ernst vom Vermessungsbüro M. Kap-
pis/Lahr im Oktober 2008. Die wissenschaftliche Ausgangsfrage
lautete: „Wie lang ist der Tunnel in seiner gesamten
Ausdehnung und wo ist sein Ausgang in oder unterhalb der
Stadtmauer?" Im Ergebnisprotokoll an die Oberbürgermeisterin
und ihren Baubürgermeister heißt es am 09.12.2008: „Ein
über Satelliten gekoppeltes Messsystem mit PC-Rechenprogramm
machte es möglich, die Tunnelachse auf die Hauptstraße
zu projizieren, hier eine Messlinie abzustecken und mit
Messpunkten bleibend zu markieren, dann die Tunnelachse
und mögliche Ausgangstür an der Stadtmauer gut sichtbar abzutragen
(derzeit durch ein gelbes Farbkreuz) sowie auch die
Sohlenhöhe unterhalb des vorhandenen Geländes zu bestimmen
. Die Berechnung ergab eine Länge von 13,30 m."
Damit war zum ersten Mal die Länge des auch zuvor schon
mehrfach vermessenen Tunnels exakt bestimmt. Gleichzeitig
konnte messtechnisch auch der Tunnelausgang festgestellt werden
, zu dem bisher nur noch drei weitere Offenburger Fluchtstollen
unter der Stadtmauer, ganz in der Nähe westlich davon,
bekannt sind. Danach liegt der Ausgang immerhin 3,73 m
unter dem Niveau der Grünanlage im ehemaligen Stadtgraben
an der später angelegten Grabenallee nahe dem Kriegerdenkmal
(Löwen) des 170er Regiments aus dem Erstem Weltkrieg,
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