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Kanzlerkeller (III): 25 Jahre Forschungen in einem Offenburger Gewölbekeller
zugeordnet werden. Mit immer wieder erneut verworfenen
Klebern - ein allbekanntes Problem aller Glasrestaurierungen -
gelang es, trotz der extremen Dünnwandigkeit, einzelne Trinkgläser
zusammenzusetzen. Leider kam wegen der im Brunnenschacht
arg zerscherbten Einzelteile kein einziges komplettes
Prunkglas zustande. Der gesamte Glaskomplex bestand aus
einer Menge an normalem waldgrünem Flachglas für Fenster,
Teile von Butzenscheiben, Böden und Rändern von z.T. reich
verzierten Trinkgläsern barocker Festtafeln des 16. und 17. Jahrhunderts
und Kuttrolfen, kleinen mittelalterlichen Flaschen
mit verengtem Doppelhals. Wertvoll waren besonders die zahlreichen
Nuppen, dabei eine einzelne Brillantnuppe (auch Beeren
- oder Brombeernuppe), und die wenigen bunten emailleverzierten
Gläser mit figürlichem Schmuck und Buchstaben,
die sich aber bisher nicht als lesbar zusammenfügten.
Herkunftsort des „Kanzlerglases", das nicht weit entfernt
vor der Haustür auf dem Töpfermarkt von vorbeiwandernden
Trägern der Schwarzwälder Glaskompanien verkauft wurde, ist
wahrscheinlich die Glasproduktion im nahen Schwarzwald.
Experten vom Freiburger Landesdenkmalamt vermuten eine
Glashütte am Grassert im vorderen Schuttertal. Hier wurden
nach schriftliche Quellen in der Glashütte des Meisters Andreas
Wenzel 1619 folgende Gläser produziert: 35 800 Scheiben,
22068 Stück Milchglas, 25568 Trinkgläser, 4500 Wassergläser
und 300 Flaschen. Von hier und von anderen nahen Glashütten
wurden dann die oberrheinischen Märkte in Straßburg
und sicher auch in Offenburg mit Waldglas beliefert. Standort
und Reste der Glashütte wurden unlängst vom Verfasser im
Wolfersbachtal bei Seelbach wiederentdeckt. Bei einem gemeinsamen
Besuch mit Frau Fredenhagen im „Zentralen Archäologischen
Archiv des Landes Baden-Württemberg" in
Abb. 7: Die neuen
Glasvitrinen
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