Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 572
(PDF, 96 MB)
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Berichte der Mitgliedergruppen

scher Scholle". Unter regem Zuschauerinteresse berichteten sie über ihre
Arbeit der letzten Jahre als Feldbegeher. Sie zeigten anhand zahlreicher
Funde, wie die Besiedlung unserer Gemeinde verlaufen sein könnte.

Nach dem Vortrag kamen noch zahlreiche Fragen und Anregungen
aus dem Publikum. Ein Landwirt machte uns auf einen bemerkenswerten
Zufallsfund aufmerksam, den er vor Jahren beim Pflügen im Gewann
„Striet" machte. Hierbei förderte er einen auffallend geformten
Stein zutage. Wir sahen uns diesen Fund in den folgenden Tagen an und
stellten mit Erstaunen fest, dass es sich bei dem Objekt um einen „Oberläufer
" einer neolithisch-/bronzezeitlichen Getreidemühle des Typs 3
handeln muss. Seinen Zustand kann man als „fabrikneu" bezeichnen.
Der Mahlstein befindet sich jetzt, nach Übergabe durch den Finder, in
unserem Heimatmuseum.

Mithilfe von digitalen 3D-Geländemodellen und alten Karten, aber
auch mithilfe von Google Earth suchten G. Gmeiner und Th. Ilch nach
auffallenden Geländestrukturen und siedlungsgünstigen Flächen, um
Hinweise für zukünftige Begehungen zu erhalten. Auf diese Weise konnten
wir im letzten Jahr zwei neue, bisher unbekannte Fundorte lokalisieren
. Im Gewann „Im Wald" fanden sie römerzeitliche Gefäß- und
Leistenziegelfragmente und im Gewann „Richenen" Scherben von Terra
Sigillata und Leistenziegeln. Hier fand G. Gmeiner auch einen zierlichen
bronzezeitlichen Meißel.

Im Gewann „Keckenen" fand Th. Ilch auf einer bereits bekannten
Fundfläche einen unfertigen neolithischen Keulenkopf aus Sandstein,
der nicht final durchbohrt war. Dazu passt auch das neolithische Steinbeil
, das er bereits in den späten 1970er Jahren hier gefunden hat. Auf
dem Areal fanden sich aber auch einige Scherben diverser römerzeitlicher
Keramik- und Leistenziegel.

G. Gmeiner arbeitet seit 2017 in seiner Funktion als ehrenamtlicher
Mitarbeiter und Sondengänger an einer Dokumentation über die römerzeitliche
Siedlungsfläche im Gewann „Streng". Nach spärlichen Anfangsfunden
in früheren Jahren konnte G. Gmeiner jetzt, mithilfe der
Sonde, unter anderem einen bronzenen Kettenanhänger finden, vermutlich
Teil eines LaTene-zeitlichen Frauengürtels, typisch für die
Tracht der Kelten um 400-200 v.Chr, auch fand er hier eine keltische
Potin-Münze. Auf nahezu dem gesamten Suchareal fand er spätrömische
Münzen, die überwiegend aus der Zeit Constantins und danach
stammen. Auch Fibeln und Gürtelschnallen konnte er sicherstellen.

Die Auswertung dieser Funde durch das LAD (Landesamt für Denkmalpflege
) steht noch aus, aber schon jetzt weisen Teile der Funde auf
das typische Siedlungsverhalten der Elbgermanen hin. Es zeigt sich
recht deutlich, dass in der Zeit von 200 bis 400 n. Chr. eine Aufsiedlung
germanischer Truppen im unmittelbaren Rheinvorland am Rand der
Niederterrasse nachgewiesen werden kann. Das erhärtet die Annahme,
dass es im rechtsrheinischen Vorfeld von linksrheinischen römischen
Großsiedlungen, hier Argentoratum, vermehrt zu solchen Ansiedlungen
kam, siehe auch das elbgermanische Gräberfeld von Diersheim und die
Funde des archäologischen Arbeitskreises in Kehl-Auenheim.

Gerhard Gmeiner


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