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18 Psychische Studien. 1. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1874.)
haupten, dass es mir gleich ist, in welcher Richtung. Mit
diesem Endzwecke vor Augen, appellire ich an meine Leser,
welche irgend einen Schlüssel zu diesen seltsame^ Erscheinungen
besitzen, den Fortschritt der Wahrheit dadurch
befördern zu wollen, dass sie mir bei meinen Untersuchungen
behilflich seien. Dass der Gegenstand mit seltsamen
physiologischen Zuständen verknüpft ist, liegt klar
vor Augen, und diese eben können in einem gewissen
Sinne „spirituelle" genannt werden, wenn sie gewisse Resultate
in unserem Geiste hervorbringen. Gegenwärtig vereiteln
die Erscheinungen, die ich beobachtete, noch jede
Erklärung; dasselbe thun aber auch die Erscheinungen des
Denkens, welche ebenfalls spirituell sind, ui»d die bis jetzt
noch kein Philosoph verstanden hat. Und trotzdem leugnet
sie kein Mensch.
Die mir sowohl mündlich, als in den meisten der von
mir gelesenen Bücher gegebenen Erklärungen sind in einen
solchen affectirt schwierigen Stil, in einen solchen Versuch,
ihre Gedankenarmuth hinter grosssprecherischen Worten
zu verstecken, gehüllt, dass ich es für unmöglich halte,
wenn ich den schaumigen Aufguss abgezogen habe, noch
einen kristallinischen Rückstand einer wirklichen Meinung
zu finden. Ich gestehe, dass das Raisonnement mancher
Spiritualisten beinahe Faradays strenges Urtheil zu rechtfertigen
scheint, wenn er sagt: — dass manche Hunde die
Gabe besitzen, zu weit logischeren Schlüssen zu gelangen.
Ihre Speculationen ignoriren gänzlich alle Theorien, nach
denen die Kraft nur eine Form der Molecular-Bewegung
ist, und sie reden von Kraft, Materie und Geist als von drei
verschiedenen Wesenheiten, deren jede ohne die anderen
zu existiren fähig ist; obgleich sie zuweilen einräumen, dass
sie gegenseitig in einander verwandelbar sind.
Die Spiritualisten sind sicher nicht viel weiter, als jener
alchemistische Schriftsteller, welcher sagt: —
„Ich fragte die Philosophie: wie ich sollt'
Erhalten von ihr das Ding, das ich wollt'? —
Sie fragte mich: ob ich im Stande war,
Zu machen das Wasser schon hämmeibar?
Und ob ich wohl schon den Weg t'ät' finden,
Die Länge des Windes zu ergründen?
Dann sollt' ich haben was ich begehr',
Wenn wiegen ich könnte d,<s Feuer, wie scnwer?
Thät ich nun diese Drei nicht erfüllen,
So würde sie auch meinen Wunsch nicht stillen."
Es ist mein "Wunsch gewesen zu zeigen, dass die Wissenschaft
ihre Nachfolger allmählig zu Vertretern der
Sorgfalt und Genauigkeit erzieht. Es ist ein schönes Amt,
eine unleugbare Wahrheit zu verkünden. Lassen wir also
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