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Der Spiritualismus im Lichte der modernen Wissenschaft. 10
dieses Amt nicht herabwürdigen, sondern lassen wir den
Worten Thaten folgen mit einer Genauigkeit, welche derjenigen
gleich ist, mit der die Thatsachen nur selbst ermittelt
werden können; und zeigen wir bei einem mit Leichtgläubigkeit
und Aberglauben so verquickten Gegenstande,
dass es eine Classe von Thatsachen aufzufinden gibt, auf
die soweit Vertrauen gesetzt werden kann, dass wir sicher
sein können, sie werden sich niemals verändern. In gewöhnlichen
Angelegenheiten mag ein Irrthum wohl oft nur
ein kurzes Leben haben; aber beim Studium der Natur
kann eine unvollkommene Beobachtung Tausenden eine unendliche
Unruhe bereiten. Die vermehrte Anwendung
wissenschaftlicher Methoden wird genaue Beobachtung und
eine grössere Wahrheitsliebe unter den Forschern befördern
und ein Geschlecht von Beobachtern erzeugen, welche den
werthlosen Rückstand des Spiritualismus von da aus in den
unbekannten Höllenpfuhl der Zauberei und Todtenbe-
schwörung schütten werden.
Wenn die Spiritualisten nur die Lehren ihrer eigenen
Propheten beachten wollten, so würden sie sich nicht länger
über die ihnen feindselige Haltung der Wissenschaft zu
beschweren haben; denn man höre, was Thomas L. Harris
in seiner „Lyrik eines goldenen Zeitalters" ans Herz legt:
„Je näher du dem Practischen dich stellst,
Je wen'ger du dich im Abstracten hältst,
Je minder du Geheimnissvolles treibst:
Je mächt'ger du an Geisteskraft verbleibst!
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„Der schlichte Bauer, der aufmerksam sieht,
Wie ein Gesetz sich durch den Boden zieht,
Er erndtet für die Nachwelt goldne Frucht,
Die nur ein Träumer in den Wolken sucht,
Der seine Hypothesen Weisheit nennt
Und in Papieren seinen Schatz ei kennt.
Das Wirkliche nur ist des Wahren Grund,
Und Wahrheit wieder sei des Wissens Mund!'
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