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120 Psychische Studien. I. Jahrg. 3. Heft* (März 1874.)
zismus niederzubeugen. Ich ging eines Tages zu Mrs.
Marshalts, und ein Geist kam und erklärte sich für meine
Grossmutter, welche gestorben war, als ich ungefähr eilf
oder 12 Jahre alt war. Nun kannte Niemand in London
ausser meiner eigenen Familie ihren Namen, und Mrs. Marshall
hatte ihn auf das zuverlässigste niemals zu Gehör bekommen.
Ich bat den als solchen erklärten Geist, seinen Namen zu
buchstabiren, und dieses geschah sofort; sowohl Tauf- als
Zuname wurden genau buchstabirt. wiewohl keiner von
beiden ganz gewöhnlich war. Dennoch war ich noch nicht
überzeugt, weil ich glaubte, die Antwort möchte nach Allem
eine Reflexion meines eigenen Geistes sein. Ein intimer
Freund von mir, John Watts, viele Jahre lang Herausgeber
des „National Reformer," starb im Jahre 1866 und begann
sehr schnell mit mir in Verkehr zu treten, welches er in
Zwischenpausen seither stets gethan hat. Eine seltsame
Thatsache vermag ich in Verbindung mit ihm anzuführen.
Er hatte während seines Lebens die Gewohnheit, den Spiritualismus
gewaltig lächerlich zu machen, und er hatte eine
Anekdote über eine Sitzung, welche er immer mit grosser
Heiterkeit erzählte. Sie lief darauf hinaus, dass Lindley
Murrays Geist bei einer Gelegenheit zugegen gewesen war
und als ihn Jemand gefragt hatte: „Bist du Lindley Murray?"
hatte der grosse Grammatiker geantwortet: „Ich bin es!"
— „Nun," hatte mein Freund zu mir gesagt, „wenn ich
nach meinem Tode zu Dir kommen werde und Du mich
fragst: ,Bist Du John Watts?' so werde ich antworten:
,Ich bin's!' daran wirst Du mich erkennen." Ist es noth-
wendig zu sagen, d<ss ich diese selbe Antwort immer und
immer wieder erhalten habe? Erst vor einer kurzen Zeit
war ich bei einer Sitzung in einer Land-Stadt, wo ich Vorlesung
gehalten hatte, und mein Freund sich mir mittheilen
zu wollen erklärte. Ich fragte ihn sofort: „Bist du John
Watts?<( und des Mediums Hand schrieb in einem Augenblick
die Worte: „Ich bin's!" Alle Anwesenden, mit Ein-
schluss des Mediums, waren vollständig gespannt zu erfahren
, was sie meinen konnten! Diese Thatsachen sind
sehr geringfügig und nicht viel werth; aber eine Anzahl
derselben trägt vielleicht dazu bei, die etwa noch fehlenden
kleinen Posten zur Summe der überwältigenden Beweise,
welche wir bereits von der Existenz der Geister und ihrer
Mittheilung haben, zu vervollständigen. Aus allem Diesen
wird man ersehen, wie sehr ich der Annahme der spirituellen
Hypothese widerstrebte, und wie kräftig der Beweis
gewesen sein muss, welcher mich später nachzugeben
zwang.
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