Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 226
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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226 Psychische Studien. L Jahrg. 5. Heft. (Mai 1874.)

nachgewiesen, dass Sfrauss mitten in seinem Materialismus
der Hegel'schen Keminiscenzen nicht habe los werden
können. Ich stimme dem Herrn Reeensenten zu in seiner
entschiedenen Verwerfung der Strauss'schen Behauptung,
alles Sein sei nur ein relatives Sein. Er ist auch im Rechte,
in dem Sinne, in welchem ihn Strauss nimmt , den Satz zu
verwerfen, Sein sei die Einheit in der Vielheit. Denn
Strauss versteht unter Einheit das Eine Absolute, das ihm
Materie oder doch Materie setzend, als Materie erscheinend
ist, und unter Vielheit dif nach ihm unendlichen Gestaltungen
der Materie. In diesem Sinne ist die Behauptung
des Strauss um so falscher, je weniger es Eine absolute
(noch nicht in ihre Unterschiede auseinander gegangene)
Materie gibt, die in materielle Atome auseinandergehen
könnte, vollends in unendlich viele. Aber davon abgesehen
und überhaupt genommen, ist die Behauptung, Sein sei die
Einheit in der Vielheit, damit noch nicht widerlegt. Allerdings
wäre diese Behauptung widersinnig, wollte man damit
sagen, Sein sei die Einheit einer Vielheit von Seienden.
Denn selbst irgendwelche Einigung einer Vielheit von
Seienden würde nicht ein einiges Seiende sein oder werden
können, sondern die Einigung würde nur irgend eine Verbindung
der Seienden zur .Folge haben. Nimmt man aber
Vielheit im Sinne von Unterschieden, Momenten desselben
Seienden, so würde der fragliche Satz nur dann widersinnig
sein, wenn Unterschiedlosigkeit mit Einfachheit, und Unterschiedlichkeit
mit Zusammengesetztheit, identisch wären.
Dann aber wäre das Einfache, wenn es sein könnte, ruhendes
Sein, Todtes, und da aus dem Todten das Leben nicht
abgeleitet werden könnte und doch müsste, so wäre alles
Leben ein Schein, und auch der Schein des Lebens nicht
begreiflich gemacht, weil aus dem Todten nur der Tod und
sonst nichts folgt.*)

Herbart verneint die Möglichkeit eines Wissens von
Gott, aberer findet Glaubensgründe für das Dasein Gottes
und hält es für irrig, falsch, verwerflich, Gott die Ueber-
weltlichkeit und Persönlichkeit abzusprechen. Wie kann er
nun diess mit seiner Metaphysik vereinbaren, wenn er nicht
im Glauben den Widerspruch — das credo quia absurdum
— zulassen will, den er in der Wissenschaft aufs
Strengste verpönt? Wird Gott als Persönlichkeit geglaubt,

*) Auch wenn sich, was unmöglich ist, das Todte ohne Ursache
im Raum bewegen könnte, wie Berbart annimmt, bliebe es doch
was es ist, todt.


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