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256 Psychische Studien. I. Jahrg 6. Heft (Juni 1874.)
zusammengetragen, welches die Erage nach dem wirksamen
Dasein und der Identität gewisser Geister auf das überzeugendste
beleuchtet. Letzteres Werk ist bereits von dem
Unterzeichneten in's Deutsche übersetzt und wird von dem
Kaiserlich Russischen Staatsrath Herrn Alexander Aksakow
demnächst wohl für Deutschland veröffentlicht werden.
Gr. C. Wittig.
Das magische Erkennen verborgener Dinge und
Proben desselben von Frau Baronin Adelma v. Vay.
Von
Prof. »r. Perty.
Unter magischem Erkennen verstehe ich Dasjenige,
welches nicht durch die Sinnesorgane und den discursiven
Verstand, sondern durch eine umfassendere, verborgene
Kraft der iSeele zu Stande kommt, die principiell vielleicht
alle menschlichen Individuen besitzen, obwohl sie sich nur
bei gewissen Personen und unter besondern Umständen
äussert. Sie kann sowohl in der somnambulen als in der
Tagesekstase, sie kann auch im Traume hervortreten, worüber
in meinen „mystischen Ei scheinungen" bei den betreffenden
Abschnitten ausführlich gehandelt und die dort
aufgestellten Behauptungen und Erklärungen durch zahlreiche
Beispiele gestützt werden. Es ist wahrscheinlich,
dass hierbei der menschliche Geist eine Erweiterung und
Erhöhung erfährt, dass er an dem Empfinden und Wahrnehmen
des Allgeistes momentan einen beschränkten Antheil
hat, es ist selbst denkbar, dass ihm auch Mittheilungen von
geistigen Wesen seiner eigenen Stufe zukommen. Dabei
können zugleich materielle Vermittlungen freiester Art um
so eher stattfinden, als ja auch die Materie ein Geistiges
ist, ohne dass hiermit eine Identität von Geist und Materie
behauptet werden soll, wohl aber eine Verbindung beider
im tiefsten Weltgrunde. Dass aber materielle Vermittelungen
geschehen, wird dadurch bewiesen, dass die Schauenden
durch Gegenstände, welche Anderen gehören, mit diesen in
Rapport gesetzt werden und von diesen Gegenständen aus
Vergangenes, Entferntes, Verborgenes, wohl auch Zukünftiges
zu erkennen vermögen. Dieses fand z. B. bei Haddock's
Somnambule Emma statt, von der in seinem Werke „Som-
nolismus und Psycheismus" die Bede ist, das ja auch
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