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364 Psychische Studien. I. Jahrg. 8. Heft. (August 1874.)
liehen Porschern ehrlich angestellt werden würde. Diese
Einladung nahmen wir bereitwillig an. Unser Freund hatte
bereits nach seiner Meinung wirksame Vorsichtsmaassregeln
gegen Täuschung getroffen; und es wurde uns in Folge
dessen die Notwendigkeit erspart, irgend welchen Argwohn
zu zeigen über eine gewisse lauernde Schelmerei, die wir
in dem Gesichte der Dame zu entdecken vermeinten. Wir
sassen zwei Stunden lang in einem Zustande feierlicher
Erwartung; aber obgleich die Anwesenheit von Geistern
mehrere Male durch „Klopflaute" verkündet wurde, geruhten
sie doch nicht, uns mit einer weiteren Manifestation ihrer
Wirksamkeit zu beglücken.
5. Die nächste von den Erfahrungen, die wir erzählen
wollen, fand statt in Verbindung mit Mr. Foster y einem
amerikanischen „Medium," welches vor einigen Jahren von
London eine reiche Erndte hinweg führte, die er durch die .
Geschicklichkeit gewann, mit welcher er auf die Leichtgläubigkeit
der „höheren Stände" einwirkte. Wir wurden
von der in Nro. 1 erwähnten Dame, welche Mr. Foster in
Amerika kennen gelernt hatte, ersueht, sie und ihren
Schwiegersohn (einen ausgezeichneten Londoner Arzt) auf
einem Besuche bei Mr. Foster zu begleiten, der erst vor
einigen Tagen in London eingetroffen war. Wir wurden
ihm nicht namentlich vorgestellt, und wir glaubten auch
nicht, dass er hätte eine Gelegenheit haben können, unsere
Person zu kennen. Dessenungeachtet beantwortete er nicht
nur auf mannigfaltige Weise die Fragen, die wir ihm über
Zeit und Veranlassung des Todes mehrerer unserer
dahingeschiedenen Freunde und Verwandten stellten, deren
Namen wir nur auf Papierstreifen geschrieben hatten, welche
dann zusammengefaltet und in Knäulchen geballt wurden,
// ehe er sie in seine Hände nahm, sondern er brachte auch
die Namen und Daten richtig in grossen rothen Buchstaben
auf seinem blossen Arme hervor, dessen Rothe erzeugt
wurde durch ein Anschwellen der kleinen Blutgefässe
und nach einigen Minuten gleich einem Erröthen
verschwand. Wir müssen gestehen, dass wir zur Zeit
von dieser Leistung stark beeindruckt wurden;
aber als wir sie später überdachten, glaubten wir sehen
zu können, dass Mr. Foster}s errathende Gabe zum Theil
davon herrührte, dass er die Fähigkeit erworben, die Bewegungen
der Fahne des Federhalters- oder Bleistiftes zu
deuten, wenn auch deren Spitze und das Geschriebene
selbst vor seinem Blicke verboigen wurde; und zum Theil
auch aus einer sehr scharfen Beobachtung der von uns
selbst unbewusst gegebenen Andeutungen über die Antwort,
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