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40G Psychische Studien. 1. Jahrg. 9. Heft. (Sept. 1874.)
nicht abschrecken lasse, meine damaligen Mittheihmgen
selbst der streng-kritischen Redaktion der „Psych. Studien
zu wiederholen und zu vervollständigen.*)
Ich will nun die sämmtlichen dahin gehörigcu Mittheihmgen
in der Reihenfolge berichten, in welcher mir
selbst die Thatsachen vorgekommen sind. Ich beginne mit
dem Jahre 1858. Damals existirte in Galveston (Texas),
meinem früheren Wohnorte, ein spiritualistischer Oirkel,
welcher dur c ha us )> ri v a i i m Sitzungen hielt, und nur
aus solchen Mitgliedern und deren Familien bestand, welche
denselben zu dem Zweck gebildet hatten, sich selbst zu
überzeugen, ob die erstaunliehen und vielbezweifelten Berichte
aus Boston, New-York und anderen Städten wirklich auf
Wahrheit beruhten oder nicht. Bald hatten Mehrere der
Theilnehmer sich zu Mediums entwickelt: verschiedene
Schreib-Mediums (welche, während sie ihre Aufmerksamkeit
ganzlich von ihr^n Händen ab- und der übrigen Gesellschaft
zugewendet hatten, Conummieationeii diversen Inhalts
automatisch niederschrieben); ein Medium, durch
dessen Mxmcl die Geister Antworten auf gestellte Fragen
gaben, ein anderes, welches im ,Jnmcea von Geistern der
) Bei den sogenannten „Geister- Photographien" in Pest ist
eine Täuschung durch die Redaction der „Spiritisch-rationaibtischeu
Zeitschrift" constatirt werden. Uns selbst sind „Geisterphotographien"
der zwe'felhaftesten Natur zu Gesicht gekommen, wo sichtlich eine
verborgene Kunst und weniger Geist obwaltete. Die Beweise tür
„Geisterphotographien" werden nur von einer Jury sachverständiger
und interesseloser Photographen mit Erfolg geprüft werden können.
Ein sonst noch so gebildeter Laie in dieser Kunst wird schwerlich
ein competentes Urtheil über den whklichen Prozess zu fällen vermögen
. Der beste Verlass wird immer der auf prüfende Männer der
Wissenschaft sein, obgleich auch diese noch irren können. Um wie
viel mehr werden nicht unwissenschaftliche und leichtgläubige Menschen
der Gefahr einer Täuschung dabei ausgesetzt sein! So z. B.
lesen wir in der „Allgem. Modenzeitung" Nr. 27, Jahrg. 1874, Folgendes
: — „Die spiritistischen Photographien, die unter den gläubigen
Anhängern derselben in Amerika allgemein als Bilder von Geistern
aus dem Jenseits gelten, werden auf verschiedene Art erzeugt. Die
neueste und wissenschaftlichste Methode ist folgende: Auf dem
glatten Hintergrundschirm, vor dem jene Person gesetzt wird, die
sich gemeinschaftlich mit einem Geist will photographiren lassen,
ist schon vorher mit einer Lösung von schwefelsaurem Quinim die
Gestalt des gewünschten Geistes aufgemalt worden. Sobald die
Malerei auf dem Schirme trocken ist, ist sie dem Auge auch unsichtbar
, aber sie sendet Lichtstiahlen aus, welche die Kraft haben, auf
die empfindliche photographische Platte einzuwirken, und so entsteht
auf dem Negativ neben dem Bilde der Person vor dem Schirme auch
das Bild des Geistes auf dem Schirme." — Bei wirklichen Geistbildern
wiid also auch diese Möglichkeit einer Täuschung als vollständig
ausgeschlossen nachgewiesen werden müssen.
Die Redaction.
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