Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 413
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1874/0419
Zur Kritik des Wunderbegriffes bei A. K. Wallace. 413

Gelehrten und Aerzten geleugnet, und die Patienten, so
wie deren Operatoren als Betrüger ausgesehrieen; die behauptete
Erscheinung wurde als gegen die Naturgesetze
erachtet u. s. w." (Siehe Wallace, Die Wissenschaft]. Ansicht
des Uebernatürlichen, 8. 4 fg.)

Es ist aus diesen und noch andern von Wallace angeführten
Beispielen klar, dass blosse Verletzung bekannter
empirischer Naturgesetze nicht das Kriterium sein kann,
woran man die Unmöglichkeit einer berichteten wunderbaren
Erscheinung erkennt. Denn, wie schon gesagt, wir
kennen noch nicht alle Naturgesetze und wissen nicht,
welche der uns bekannten Naturgesetze so unüberwindlich
sind, dass sie durch keine anderen Naturgesetze aufgehoben
oder unwirksam gemacht werden können.

Aber ausser den empirischen Naturgesetzen giebt
es — das hat uns die Philosophie gelehrt — noch andere,
allgemeinere Natii'geset/e, nämlich die formalen Gesetze
alles Seins und Geschehens, die man, weil sie uns a priori
bekannt sind und wir Alles nach ihnen zu denken genöthigt
sind, auch Denkgesetze genannt hat. Im Gegensatze
zu diesen formalen Naturgesetzen kann man jene empirischen
die materialen nennen.

Ich behaupte nun, wenn ein berichtetes Wunder den
allgemeinen formalen Naturgesetzen widerspricht, dann
haben wir, möchte es auch von noch so vielen Zeugen beglaubigt
werden, vollkommen Recht, es als unmöglich zu
verwerfen. So lange ein berichtetes Wunderfactum nur
gegen die bekannten materialen Naturgesetze verstösst,
liegt es immer noch im Bereiche der Möglichkeit; denn es
kann die Wirkung einer bisher uns unbekannt gebliebenen
Kraft sein, welche die uns bekannten Kräfte überwunden
hat. Sobald aber ein angebliches Pactum gegen die formalen
, a priori gewissen Naturgesetze verstösst, dann tritt
es in die Reihe der unmöglichen Dinge ein, und zu
dem Schlüsse: „Was nicht möglich ist, kann nicht
wirklich werden," sind wir vollkommen berechtigt. Wenn
wir ein gegen die formalen Naturgesetze Verstossendes für
wirklich halten sollten, dann müssten wir an der Wahrheit
dieser Gesetze zweifeln. Wo bliebe dann aber die Wissenschaft
? Eine Wissenschaft wäre alsdann gar nicht möglich.
Denn jede Wissenschaft hat die Wahrheit der formalen
Naturgesetze zur stillschweigenden Voraussetzung. Ebenso
wäre ein sicheres, zuversichtliches Handeln im Leben nicht
mehr möglich; denn auch dieses hat die Wahrheit der
formalen Naturgesetze zur Voraussetzung. Kurz, der Boden
würde sowohl in der Wissenschaft, wie im Leben unter


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1874/0419