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(juriosa d. Zeitschrift für exacte Philo», von Dr. Fr. Hoffmann. 423
sirtem Hegelthum, von überstürztem Herbartismus, von
naturwissenschaftlichen Kenntnissen ohne Methode und
tieferen Zusammenhang habe noch heute die Stirne, sich
Philosophie zu nennen. — Der Recensent weiss nun nichts
davon, dass ich in einer Anzeige des 1. Bandes der p. Schrift:
„Deutschland" im Septemberheft des „Allgemeinen literar.
Anzeigers für das evang. Deutschland" 1870, später aufgenommen
in meine Schrift: „Kirche und Staat" (Gütersloh,
Bertehmann, 1872) mich in folgender Weise über Wilhelm
Hoff mann! s Auffassung der Herbart'sehen Philosophie („Kirche
und Staat" S. 95—90) ausgesprochen habe: -
„Die kurze Erwähnung Herbarfs und Schopenhauer s
wird in der geschehenen Weise von der Kritik nicht gebilligt
werden können. Der Realismus Herbarts ist nicht,
wie der Verfasser will, fast Materialismus zu nennen, denn
die Realen He-barfs, man mag sie nun befriedigend finden
oder nicht, sind jedenfalls nicht materielle Atome, und über-
diess verneint Herbart nicht einen auf grösste Vernunftwahrscheinlichkeitsgründe
gestützten Glauben an den persönlichen
Gott und folglich nicht die Religion, und, wenn
die Religion nicht, dann gewiss auch nicht die christliche,
mag er nun den christlichen Dogmen volle Zustimmung
geben oder nicht. Die Behauptung, dass die Herbarfsdxe
Philosophie schliesslich in ihrer Consequenz kaum anders
wohin habe gelangen können, als wohin in keckeren
Sprüngen durch ein weniger methodisches Verfahren Arthur
Schopenhauer es gebracht habe, ist weder haltbar, wenn
man die Erkenntnisstheorien beider Forscher in das Auge
fasst, noch wenn man den Blick auf deren metaphysisches
Princip richtet. Bei jenem ist dem religiösen Glauben eine
sichere Zufluchtsstätte offen geholten, bei diesem nicht
Herbari ist Monadolog und Individualist, Schopenhauer
Pantheist und Monist. So wenig als Leibniz und Spinoza,
so wenig können Herbart und Schopenhauer zu gleichen Ergebnissen
gelangt sein." In einer Anmerkung erklärte ich
noch: „Der harte Ausspruch des Verfasses (Dr. Wilhelm
Hoffmamis) erklärt sich wohl einmal daraus, dass die Realen
Herbarfs primitiv bewusstlos, und dann daraus, dass sie als
absolut seiende un^eschaffen sind und so den Atomen der
Materialisten nahe zu stehen scheinen. Allein sie sind
darum doch nicht materiell und, obgleich als unerschaffen
gedacht, können sie doch nach Herbart als von Gott geordnet
mit gutem Grunde geglaubt werden. Diese Ansicht
ist unbefriedigend, aber sie ist auch nicht einmal fast materialistisch
." Ich fuge hinzu, da die Realen nicht als
kleinste Körperchen (Atome im Sinne Demokrits etc.) gedacht
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