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Perty's „Anthropologie," recensirt von Prof. Hoffmann. 475
Natur, 1. u. 2. Aufl. 1872. 2) Blicke in das verborgene
Leben des Menschengeistes. 1869.
Man kann es auffällig finden, dass der Verfasser mit
keiner Silbe des amerikanischen Sehers Ä. J, Davis gedenkt,
des weitaus merkwürdigsten Phänomens im gesammten
Bereiche hellseherischer Vorkommnisse. Sollte er etwa im
Sinne haben, eine eigene Studie über Davis zu veröffentlichen
, so könnte diess nur höchst willkommen zu nennen
sein.*) — AVenn der Verfasser sagt: „Sinn und Verstand
kommt nur in das Leben, wenn neben der
zeitlichen Bestimmung der Menschheit eine
ewige des menschlichen Individuums besteht
," so begegnet ihm (bei aller Verschiedenheit der
Ausführung) Davis in diesem Gedanken mit aller Bestimmtheit
, entgegen der Gottes-, Freiheits- und Unsterblichkeits-
leugnerei des gemeinen Pantheismus und des Materialismus
eines Ludwig Fenerbach und seines langen Schweifes von
Nachtretern bis zu Stroms, Lang, Ziegler, Büchner u. s. w.
herab.**)
In dem Weiteren spricht der Verfaser nicht wenig
lehrreich über die Geisteskrankheiten, die Macht des
Geistes bei der Ohnmacht des Leibes, die Entwickelung des
Geisteslebens und die Lebensalter, Leben und Schicksal
, bedeutende Menschen, und schliesst den ersten Band
mit der Vorführung geistreicher Sprüche alter und neuer
Weisheit.
Der zweite Band des Werkes handelt von der menschlichen
Gattung, entwirft im dritten Buche eine Ueber-
sicht der Rassen und Völker und stellt im vierten Buche
die kulturgeschichtliche Entwicklung der Menschheit dar.
Die Entstehung und Ausbildung des Mensehen ist ihm
*) Seine Recension der „Principien der Natur" von Davis in den
„Blättern für literarische Unterhaltung" U870, IV. 27) inusste freilich
den Widerspruch des Hrn. Staatsrath Aksako/f und des üebersetzers
Hrn. Wittig in mehrfacher Beziehung hervorrufen. Vergl.: „Der
Arzt" von Davis CLXXI ff., CLXXXII ff.
**) Gewandtheit ist fast das Einzige, was man den negativen
Schriften von W. Lang (D. Fr. Stranss. Eine Charakteristik), von
TIl Ziegler (In Sachen des Strwtss'&chen Buches, eine Streitschrift),
und von L Büchner (Der Gottesbegriff und seine Bedeutung (!) in
der Gegenwart) nachrühmen kann* Von tieferem Geiste ist nichts in
ihnen zu finden. Zuletzt krönt noch die als Tiefsinn sich träumende
Flachheit das Werk J. C. Fischer durch seine Schrift: „Das Bewusst-
sein,u in welcher er alle genialsten üeroen des Denkens überflügelt
zu haben wähnt durch die Behauptung:, dass der Geist aus der Ur-
dummheit der unbewusst schaffenden Natur als der einzigen Quelle
und direkten Ursache alles bewussten und unbewussten Lebens cnt*
springe.
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