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498 Psychische Stadion. I. Jahrg. 11. lieft (November 1874.)
später meinte er: es möchte doch etwas daran sein, da er
im eignen Hause auffallende Proben gehabt. Wir verabredeten
eine Sitzung, und es wurde mir bald klar, dass
seine Frau ein Medium war. Wir arrangirten zwei Abende
jede Woche und waren vier: Mr. und Mr^. — (Medien),
Mrs. Thatcher (Freundin des Hauses) und ich selbst. Die
Anzahl vier ist trefflich für sorgfältige Prüfungs-Expcri-
mente. Lidern sich die Hände berühren (was bei uns
immer der Fall war), hat Jeder zwei Personen unter Con-
trolle, und die Anwesenheit der vierten wird durch die
Stimme leicht bestätigt. Unser feierliches Gelöbniss, nicht
der geringsten Versuchung zu irgend einer Schelmerei nachzugeben
, war dictirt durch das einzige Interesse, welches
uns verband: Wahrheit! Schon in der zweiten Sitzung
erhielten wir deutlich Antwort durch Kippen des Tisches,
und nachdem Herr — sich die Aussage des vermeintlichen
Geistes notirt. meinte er, wenn sich diess durch Nachforschung
bestätigt, so bin ich ein Gläubiger! Aber kein
Punkt erwies sich als korrect. Diess war allerdings wie
kaltes Wasser, aber es stärkte uns in unserem Vorsatz,
die spirituelle Erklärung ganz und gar bei Seite zu
lassen und nur die Erscheinungen zu verfolgen. Die Bewegungen
gingen bald in Klopfen über, und als wir nun
(etwa bei der fünften Sitzung) vollständige Dunkelheit des
Zimmers herstellten, hörten wir ein eigenthümliches Schurren,
Schieben und Stossen um uns her; es wurde stärker, und
bald erkannten wir, dass die leeren Stühle in Bewegung
waren, und als Stille eintrat, machten wir Licht und fanden
— einen Stuhl umgekippt; ein anderer war von 6 Fuss
Weite 2 n's Medium geschoben! — Der Eindruck war immens,
und ich muss jetzt herzlich lachen, wenn ich mich erinnere,
wie wir nun das ganze Zimmer durchstöberten, um irgend
einen versteckten fünften Gast zu erwischen! — Das Zimmer
wurde nun abgeschlossen, der Schlüssel beigesteckt,
wir löschten das Licht aus — und der Schabernak fing
gleich wieder an und mit mehr Kraft, denn wir fanden
einen Stuhl auf dem Sopha stehend und noch mehr Unordnung
wie zuvor. Isun erachteten wir es /eitgemäss, die
nähere Bekanntschaft unseres räthselhaften Geistes zu
machen, und da derselbe keine Passkarte bei sich führte,
wurde uns durch Klopfen aul dem Fussboden (ziemlich
entfernt von uns) mitgetheilt, dass unsere Freundin Herde
heisse und im 15.—16. Jahrhundert gelebt habe als Hofdame
in London! Eingedenk unserer ersten Erfahrung
nahmen wir es scherzend auf, doch baten wir um eine
feinere Botschaft. ,,Seid beharrlich und Ihr werdet Wunder-
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