Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 521
(PDF, 125 MB)
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Dav. Friedr. Strauss und der Spiritualismus. 521

war, wie wenn man mir das Brett unter den Füssen wegzöge
und ich in's Bodenlose versänke, als ich ihr die Hand
gab." Uebrigens bestand er die Probe gut. Sie rühmte
den Glauben des Jünglings, und auf seine Frage, was das
Eigenthümliche seines Glaubens sei, gab sie zur Antwort:
dass er nie zum Unglauben werden könne.

„Diesem Ausspruch der Seherin machte nun der Redner
in der Schlosskirche alle Ehre... . Der Jüngling, welcher
so laut für das Wort des Herrn zeugte und ein gewaltiger
Prediger vor dem Herrn zu werden versprach, war der
Sohn eines Kaufmanns zu Ludwigsburg und hiess David
Friedrich Sfrauss.

„Niemand konnte damals ahnen, welches Aergerniss
nach wenigen Jahren der Kirche von diesem Namen kommen
werde. Der Candidat wusste sich offenbar vom Zweifel
unberührt. Wenn wir freilich heute die — damals gedruckte
— Bede inquisitorisch durchsuchen, um vielleicht doch
Spuren zu begegnen, welche auf die künftige Entwickelung
des gläubigen Predigtamtscandidaten deuten, so fehlt es
nicht ganz an Stellen, welche einem argwöhnischen Gemüth
schon damals einigen Anstoss hätte geben können.... So
z. B. die Stelle: „Als der Herr mit seinen Jüngern von dem
Tröster sprach, der sie in alle Wahrheit leiten werde, da
verhiess er ihnen nicht einen Buchstaben, sondern den Geist,

der ihn in ihnen verklären sollte----Der Geistige nur mag

Geistiges beurtbeilen, er wird unter den verschiedensten
Worten oft denselben Geist, sowie in gleichen Worten oft
ganz verschiedene Geister erkennen." — - Fünf Jahre
nach jener Predigt ging aus einer der kleinen Repetentenstuben
des Stifts das geharnischte Werk hervor« das eine
Umwälzung in der Theologie, wie in der Philosophie hervorbrachte
, und abermals nach fünf Jahren war die Glaubenslehre
geschrieben, deren Verfasser erklärte, dass ein Philosoph
nicht mehr Theolog, ein Hegelianer nicht mehr Geistlicher
sein könne."

Wir müssen die weitere Schilderung der Strausssclmi
Geistesentwickelung und der interessanten Parallele, welche
Lang zwischen ihm und seinem philosophischen Lehrer Bauer
gezogen, der selbsteigencn Leetüre unserer Leser anheimstellen
, weil uns deren Erörterung weit über das Maass dos
von uns Beabsichtigten hinausführen würde. Strauss hat
sich unserer Meinung nach zu leicht und oberflächlich mit
der Thatsache der geistigen Auferstehung und Erscheinung
Jesu abgefunden. (1. Kor. 15.) In dem unerschütterlichen
Glauben daran, die in der bestimmten Gewissheit
von Erlebtem wurzelte, beruhte ja allein die Gründung und


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