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536 Psychische Studien. I. Jahrg. 12. Heft. (December 1871)
„Wenn er auf irgend eine Weise einwilligte, die Prüfung
zu erneuern, so erforderten die gewöhnlichen Principien der
Gerechtigkeit, geschweige der vom Philosophen eingenommene
höhere Standpunkt, dass (während er solche Bedingungen
aufstellte, welche die Vollständigkeit der Untersuchung
sichern sollten) er nicht auch solche verlangen durfte, welche
den Anschein verriethen, dass er die Ursache schon voraus
bestimmt habe, und (^tatsächlich) den Gegner, wenn er ihn
geschlagen, auffordere zu bekennen, dass er sich unter einer
idiotischen Täuschung befunden habe. In der That; ich
unterschätze noch Faraday s Beelingungen weit, indem ich
dieselben nur so beschreibe; der Ton derselben ist der
eines Mannes, der entschieden hat, dass die andere Parthei
ein Schurke sei und sich bereit erklären soll, diess zu gestehen.
Ob er nun gerechtfertigt war oder nicht, eine solche Ansicht
zu hegen, so würde doch Faraday's ausserordentlich
redlicher und liberaler Geist sicher in einem ruhigeren
Moment anerkannt haben, dass dieses gerade eine Gelegenheit
wrr, wo er sie stark hätte unterdrücken sollen. Es
ist unglaublich, dass er ein umgekehrtes 'Programm' für
sich angenommen haben würde, und Mr. Home würde (wenn
die Prüfung wirklich vor sich gegangen wäre) noch schlimmer
daran gewesen sein als in einer griechischen Stadt, wo der
Antragsteller eines neuen Gesetzes dasselbe mit einem Strick
um seinen Hals zu vertheidigen hatte. Dergleichen Anforderungen
würden ganz unzulässig gewesen sein, selbst von
Seiten eines Advokaten; aber hier sollte Faraday mehr oder
weniger als ein Richter über Etwas entscheiden, was andere
Stellen in seinem eigenen Schreiben ak eine wissenschaftliche
Untersuchung darstellen. Mr. Home hat sicher Recht,
wenn 3r bemerkt, dass Faraday in diesem Geiste
sich keinem dunklen Problem in der Physik genähert
hätte, oder Männern der Wissenschaft, weloheden
seinigen entgegengesetzte Ansichten hegten, entgegengetreten
wäre. Hätte er dieses gethan, so würde er in der That
nicht Faraday, der Philosoph, gewesen sein.
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„So wie die Sache lag, iiatte Mr. Homers Freund einen
vollkommen gesetzmässigen Grund, diese Aufforderung abzulehnen
, und es wird ein wirkliches Unglück sein, wenn
der (nach seinem Tode imbedachtsam veröffentlichte) flüchtige
und übereilte Trrthum eines grossen Mannes jetzt mit dem
Resultate einer ähnlichen 6Vereitelung der Gerechtigkeit'
wiederholt werden sollte.
,.Ich habe mich an diese Bemerkungen gewagt, weil,
da ich fest glaube, dass eine ehrliche Prüfung eine unheil-
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