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Erfahrungen eines Deutschen in Engl, im Gebiete d. Spiritualismus. 545
Döschen fortnimmst? Gieb mir wenigstens einige Zündhölzchen
zurück!" Im Nu fielen einige auf den Tisch; ich zündete Licht
an und suchte das Döschen, welches 10 Fuss entfernt unter
einem Stuhl war. Auf einem Stückchen Papier auf dem
Tische fanden wir die Worte: ,,Suchfun, suchfun, Bertiel —
Solch ein Scherz, solch ein Scherz, B!" — Nun hörten wir ein
neues Klopfen, verschieden von dem gewohnten unserer
Greistfreundin und erfuhren, es sei die Schwester Berüe's.
Auf unsere freudige Begrüssung erfolgte ein Wirbel von
Klopflauten, wie von zwei ganz verschiedenen Händen, abei
der Höhepunkt dieses unvergesslichen Abends war nun die
Erscheinung von zwei Köpfchen, die zu gleicher Zeit und wie
in schelmischer Spielerei bald zusammen an der Oeffnung,
bald einzeln gleichzeitig von der Seite der leicht beweglichen
Gardine hervorlugten. Die ganze Sitzung war eine
Kette der heitersten Ueberraschungen. . . .
Es thut mir fast wehe, so vieles, des Raumes wegen,
auslassen zu müssen, und ich schliesse diesen Theil mit der
wichtigen Bemerkung, dass wir bei diesen Gesichtserscheinungen
anfangs, trotz unerschütterlichen Zutrauens
zu der Ehrlichkeit des Mediums, strengePrüfungen anwandten
und durch festes Binden mit dünnem Draht jede
Möglichkeit des Betruges verhinderten. Angesichts dieser
wunderbaren Steigerung der Manifestationen wird man
meinen Schmerz begreifen, als ich fand, dass nach meiner
zweimonatlichen Abwesenheit Presse und Pöbel dennoch
den Sieg davon getragen. Die Sitzungen wurden aus Furcht
vor der öffentlichen Meinung eingestellt. Wie weit aber
elender schmutziger Verrath mitgeholfen, mag mir
später gestattet sein, detaillirt auseinander zu setzen,
vorläufig sei angedeutet, dass eine scherzhafte, gelegentlich
wiederholte Aeusserung des Mediums, in derselben
Laune von mir unterstützt: „Ich thue alles durch Taschen-
spielerei!" — seinen Weg als offenes Bekenntniss der Schuldigen
in's Publikum gefunden. Dieser unschuldige Witz
war eine ganz natürliche Erwiederung auf die albernen, abgeschmackten
Theorien, welche vorgebracht wurden, und
wir ahnten nicht, dass soviel Dummheit vorräthig war, es
für baare Münze coursiren zu lassen. Diese Unterbrechung
führte nun allerdings zu neueij, höchst interessanten Erfahrungen
, indem ich einen Cirkel mit der noch anwesenden
Mad. Louise formirte, und merkwürdig, auch hier bildete
Bertie das Centrum der Entwickelung; aber die Anwesenheit
des Sohnes dieser Frau schien die höchst auffallenden kräftigen
physikalischen Manifestationen zu leiten. Wir waren
vier: Die Mad. L., ihr 19jähriger Sohn, Miss Hesketh und
Psychische Studien. December 1874. 35
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