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II. Abtheilung.
i
Theoretisches und Kritisches.
Das Verhältniss des Spiritualismus zum Idealismus.
Von
Prof. Dj\ Franz Hoffmami.
Spiritualismus kann man nur eine Weltanschauung
oder philosophische Lehre nennen, welche Gott als den
absoluten Geist erkennt und anerkennt. Denn wer Gott
nicht als den absoluten Geist erkennt, kann nicht folgerichtig
bedingte, geschaffene Geister erkennen. Geist ist
dann nur ein Name, dem keine Wesenheit entspricht, werde
nun der Mensch als verschwindende Erscheinungsform eines
einigen bewusstlosen Absoluten, oder als Effekt oder Resultante
der Materie in ihren complicirtesten Zusammensetzungen
(aus materiellen Atomen) aufgefasst. Der experimentelle
Spiritualismus hat den philosophischen wenigstens
als zu erreichendes Ziel zur Voraussetzung und strebt
danach, ihn durch Erfahrungsbeweise zu bewahrheiten. Der
Idealismus hat seine Stätte, Begründung und Wahrheit
nur im philosophischen Spiritualismus und ist ausser ihm
eine Halbheit, bis auf die Wurzel verfolgt, ein Schein, der
sieh in einen indirecten Naturalismus auflöst. Indirect,
verhüllt, versteckt naturalistisch ist nämlich jede Lehre,
welche die selbstbewusste Geistigkeit des Absoluten leugnet,
denn eine nichtbewusste Geistigkeit des Absoluten ist
keine, alles seinem Wesen nach Nichtbewusste fällt der
Natur anheim, werde es auch bewusstlose Idee, unbe-
wusster Geist genannt. Von diesem Vorwurf wird begreiflicherweise
der Persönlichkeitspantheismus, der im
Grunde allein den Namen des Pantheismus verdient und
der (Schelling, lechner, Lotze) die individuelle Unsterblichkeit
nicht ausschliesst, nicht getroffen; wohl aber werden
von ihm getroffen die Lehren des Spinoza, /. G. Fichte,
Schelling (in der früheren Periode), Hegel und Schopenhauer.
Sie alle, J. G. Fichte nicht ausgenommen, leiden an einem
verhüllten, versteckten, indirekten Naturalismus und haben
dem Wiederauftreten des Materialismus in verschiedenem
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