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Carus Sterne in der Gartpnlaube über Louise Lateau.
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Geschichte geht uns beinahe unser ganzes Latein aus."*)
Eingreifender fragt Grolümann, wie Gerber anfährt, wie denn
die Wissenschaft ein absolutes Kriterium des Möglichen
und Unmöglichen haben wolle? Gewiss kennten wir noch
nicht den Umfang der verborgenen Kräfte der Natur (und
des Geistes) und es sei verwerflich, flugs des Aberglaubens
den zu zeihen, der etwas für möglich hält, was der Andere
als unmöglich abspricht. A us den behcrzigcnswerthen
Erörterungen des letzten Abschnitts ist besonders bcmer-
kenswerth das Uobcreinsiimmendo mit dem neueren Spiritualismus
, welches sich in folgender Aeusserung erkennbar
macht: „Es ist eine constante Ordnung in Gottes Welt,
dass nichts durch Sprünge geht, sondern jeder Zustand
allmälig vorbereitet wird, und zwischen jedem Uebergang
von Dunkel zum Licht und Licht zum Dunkel eine Dämmerung
liegt. Und so scheint es mir mehr als wahrscheinlich
, dass auch in jenem Leben das Erwachen, die EntWickelung
für die Geisterwelt, in welcher wir dann leben,
wirken und uns vervollkommnen sollen, langsam und allmälig
(doch nicht nothwendig für Alle, lügen wir ein,) stattfinden
wird, dass auch dort die Sinne und die Empfänglichkeit
für jene Welt und jene Verhältnisse sich erst bilden
müssen, wie in diesem Leben."
Carus Sterne in der Gartenlaube über die mystische
Krankheit der Louise Lateau.
Die Gartenlaube No. 48/1875 bringt den I. Artikel
von Carus Sterne, betitelt: „Die mystische Krankheit
nebst Winken, wie man ein Wunder daraus macht/* Trotz
früherer Behauptungen ihrer Correspondeuten, dass Alles
„Schwindel*' sei, heisst es jetzt: — „In der That haben die
inzwischen angestellten wissenschaftlichen Untersuchungen
belgischer Aerzte das kaum erwartete Resultat ergeben,
dass diese regelmässigen Ereitagsblutungen an wohlabgegrenzten
Körperstellen ohne alle mechanische Nachhülfe
eintreten, dass es also eine wirkliche mystische Krankheit
giebt, wie vorurteilsfreie Köpfe, z. B. Montaigne, seit Jahrhunderten
vermuthet haben. Wir werden sehen, dass eine
solche Krankheit nur als das höchst künstliche Erzeugniss
einer tief irregeleiteten Menschennatur zu verstehen ist, dass
*) Das Universum und dessen Geheimnisse von Dr. 0. Gerster,
S. 103 ff
Psychische Studien. Januar 1876. 3
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